Bei der bundesweiten Razzia der Generalbundesanwaltschaft gegen eine mutmaßliche rechtsterroristische Reichsbürger-Gruppe gibt es auch eine Verbindung nach Dresden. Ein Hauptverdächtiger soll sich im Juni vergangenen Jahres an den Protesten gegen die Bilderberg-Konferenz im Hotel Taschenbergpalais in Dresden beteiligt haben. Die Gruppe soll seit dem Frühjahr 2016 bewaffnete Angriffe auf Polizisten, Asylsuchende und Juden geplant haben.
Seit Mittwochmorgen durchsuchte die Polizei in mehreren Bundesländern 
zwölf Wohnungen und andere Objekte. Im Fokus der Ermittler steht nach 
Informationen der Deutschen Presse-Agentur und unseres Senders der in 
Dresden aufgetreteten Burghard B.. Der Mann aus Schwetzingen bei 
Heidelberg soll der Bewegung der "Reichsbürger" nahestehen. Er wird der 
Bildung einer terroristischen Vereinigung verdächtigt, die sich Waffen 
und Munition beschafft haben soll. Erkenntnisse zu konkreten 
Anschlagsplanungen gebe es jedoch nicht, teilte die Bundesanwaltschaft 
in Karlsruhe mit. Zuerst hatte die ARD berichtet.
Hauptverdächtiger verteilte in Dresden antisemitische Flugblätter
Burghard
 B. hatte in Dresden nach Angaben des Jüdischen Forums bei Protesten von
 Reichsbürgern gegen das Bilderbergertreffen in Dresden antisemtische 
Schriften verteilt. Mit einem Wohmobil war die Gruppierung damals am 
Postplatz präsent und verteilte Flugblätter. B. selbst präsentierte sich
 auf zahlreichen Internetseiten als "keltischer Druide", in dem sozialen
 Netzwerk VK rief er noch am Dienstag zu Gewalt auf.
 Zudem legen
 Querverweise in sozialen Netzwerken nahe, dass über die Vereinigung 
„Deutscher Widerstand“ auch eine Verbindung zum Kopf der 
rechtsterroristischen "Oldschool Society" besteht. Der verbotenen 
Gruppierung wird derzeit in München der Prozess gemacht. Die Gruppe 
hatte sich konspirativ getroffen und Anschläge geplant. So soll ein 
Anschlag auf eine Asylunterkunft in Borna geplant gewesen sein. Auch die Frauenkirche soll als Anschlagsziel diskutiert worden sein.
Die
 sieben Beschuldigten sind zwischen 35 und 66 Jahre alt. Gegen sechs 
besteht der Verdacht, sich zu einer rechten Terrorvereinigung 
zusammengeschlossen zu haben. Der siebte Mann soll sie unterstützt 
haben. Die Verdächtigen sollen vorwiegend über soziale Medien 
miteinander vernetzt gewesen sein und seit Frühjahr 2016 die Angriffe 
geplant haben.
Sicherheitskreise bestätigten Medienberichte, 
wonach sich die Männer untereinander teilweise als "keltische Druiden" 
bezeichnet haben sollen. Unklar war zunächst, ob noch weitere 
"Reichsbürger" unter den Verdächtigen sind. Sogenannte Reichsbürger 
erkennen die Bundesrepublik nicht an. Sie behaupten, das Deutsche Reich 
bestehe bis heute fort. Die Bewegung wird inzwischen bundesweit vom 
Verfassungsschutz beobachtet. Viele Akteure sind nach Einschätzung der 
Behörden in der rechtsextremen Szene aktiv.
Die Durchsuchungen 
hatten am Morgen in Wohnungen und weiteren Räumen in Baden-Württemberg, 
Berlin, Brandenburg, Niedersachsen, Rheinland-Pfalz und Sachsen-Anhalt 
begonnen. Razzien soll es unter anderem im Raum Schwetzingen in 
Baden-Württemberg und in Rietz-Neuendorf nahe Fürstenwalde in 
Ostbrandenburg gegeben haben.
Der Generalbundesanwalt hat die 
Polizei in Baden-Württemberg mit der Federführung betraut. An dem 
Einsatz waren etwa 200 Polizeibeamte der Länder Baden-Württemberg, 
Berlin, Brandenburg, Niedersachsen, Rheinland-Pfalz und Sachsen-Anhalt 
beteiligt. Ziel sei gewesen, weitere Beweismittel für das tatsächliche 
Bestehen einer Vereinigungsstruktur sowie zu möglichen geplanten 
Straftaten zu gewinnen. Weitergehende Auskünfte machte die 
Bundesanwaltschaft zunächst wegen noch andauernder Durchsuchungen nicht.
 
In Deutschland gibt es mehrere tausend sogenannter 
Reichsbürger. Im Oktober hatte einer von ihnen in Georgensgmünd bei 
Nürnberg einen Polizisten erschossen und drei weitere Beamte zum Teil 
schwer verletzt. Immer wieder begehen die Anhänger der Szene Straftaten.
"Wir
 rechnen derzeit rund 10 000 Personen der Reichsbürger-Szene zu", sagte 
der Präsident des Bundesamtes für Verfassungsschutz (BfV), Hans-Georg 
Maaßen, am Mittwoch der Deutschen Presse-Agentur in Berlin. Bei 500 bis 
600 Personen davon handele es sich um Rechtsextremisten. "Nicht alle 
berufen sich auf das Deutsche Reich. Vielfach haben wir es mit Personen 
zu tun, die ihren eigenen Staat oder ihre eigene Gemeinde gründen 
wollen." Sorge bereite dem Verfassungsschutz "die erhebliche 
Gewaltbereitschaft und gestiegene Aggressivität dieser Szene". 
Einige Reichsbürger beteiligen sich auch an den Protesten von Pegida, wie zuletzt am 9. Januar.
