Das Operative Abwehrzentrum (OAZ) der sächsischen Polizei hat im vergangenen Jahr so viele Ermittlungen gegen Extremisten eingeleitet wie nie zuvor. In beiden politischen Lagern sind die Zahlen gestiegen. Die meisten Fälle gehen auf das Konto der Rechten.
Leipzig. 
Das Operative Abwehrzentrum (OAZ) der sächsischen Polizei hat im 
vergangenen Jahr so viele Ermittlungen gegen Extremisten eingeleitet wie
 nie zuvor. Allein bis Ende November – aktuellere Zahlen liegen noch 
nicht vor – wurden 493 Verfahren (2015: 330) gegen 738 Beschuldigte 
(2015: 328) eröffnet. Damit ermittelte das OAZ in einer neuen Höchstzahl
 von Fällen. „Es war ein sehr arbeitsreiches Jahr“, sagte OAZ-Chef Bernd
 Merbitz, der zugleich Leipziger Polizeipräsident ist, der LVZ. 
 
Gestiegen sind die Straftaten in beiden politischen Lagern. Gegen 
Rechtsextremisten wurden 227 Verfahren (2015: 208) eingeleitet. Die Zahl
 der linksradikalen Straftaten stieg von 34 auf 68. In den restlichen 
rund 200 Fällen wird eine politisch motivierte Straftat noch untersucht 
oder ließ sich nicht nachweisen, so Merbitz. Die Aufklärungsquote liegt 
bei fast zwei Drittel der Taten. Schwerpunkte sind Angriffe auf 
Flüchtlingsunterkünfte sowie Bürgermeister, Abgeordnete und ehrenamtlich
 Engagierte. 
 
Sachsens Innenminister Markus Ulbig (CDU) lobte: „Ich bin froh, 
dass wir das OAZ haben. Die Mitarbeiter machen einen hervorragenden Job,
 was die hohe Zahl der Ermittlungsverfahren und die Aufklärungsquote 
deutlich machen.“ Sorge bereite ihm vor allem „die Gewalt gegen 
Ausländer, vermeintlich Fremde, Amts- und Mandatsträger oder einfach nur
 andersdenkende Menschen“ sowie die „enorme Zunahme“ von Hetze und 
Bedrohung im Internet , erklärt Ulbig. Das Fazit des Ministers lautet: 
„Die Angriffe von Rechts- und Linksextremisten wurden in den vergangenen
 zwei Jahren immer brutaler.“ 
Merbitz: Fremdenfeindlichkeit das größte Problem
OAZ-Chef Mebitz stellte klar: „Fremdenfeindliche und neonazistische 
Straftaten sind das weitaus größte Problem. Gewaltbereite 
Stimmungsmacher schüren bewusst Ängste, um Hysterie gegen die 
Asylpolitik zu forcieren und Gewalt gegen Flüchtlinge zu rechtfertigen."
 Der Rechtsextremismus habe sich "in Sachsen flächendeckend 
ausgebreitet", sagte Merbitz weiter, während sich die Linken im 
Wesentlichen auf Leipzig konzentrierten.
 
Für das Abwehrzentrum arbeiten gegenwärtig 141 Spezialisten, davon 
22 Beamte in Mobilen Einsatz- und Fahndungsgruppen. Auf deren Konto 
gingen zuletzt unter anderem der Schlag gegen die Freie Kameradschaft 
Dresden, die Ermittlungen zur mutmaßlichen Terrorgruppe aus Freital und 
die Festnahme nach dem Sprengstoffanschlag auf die Dresdner Moschee.
Von Andreas Debski
