Mutmaßlicher türkischer Spion plante Attentate

Erstveröffentlicht: 
18.12.2016

Ein in Hamburg festgenommener mutmaßlicher Spion des türkischen Geheimdiensts soll nach einem Medienbericht Attentate in Europa geplant haben. Außerdem habe er einen Kurden aus Bremen töten lassen sollen.

 

Der in Hamburg festgenommener mutmaßlicher Spion des türkischen Geheimdiensts soll nach einem Medienbericht Attentate in Europa geplant haben. Der Mann habe beauftragt, zwei hochrangige Kurden töten zu lassen – einen aus Bremen, den anderen aus Brüssel, berichtete die Bild-Zeitung unter Berufung auf Informationen aus dem Umfeld des Festgenommenen. Ende November reisten demnach Männer aus der Türkei nach Deutschland, um die Taten auszuführen.

 

Ob es sich bei dem Festgenommenen auch um denjenigen handelt, der den Bremer Kurden-Vertreter Yüksel Koc mit dem Tod gedroht haben soll (wir berichteten), ist bisher nicht bestätigt, aber wahrscheinlich. Koc ist derzeit Vorsitzender eines europäischen Kurden-Verbandes. Das Bundesinnenministerium verwies in dem Fall auf die Bundesanwaltschaft. Die Behörde in Karlsruhe hatte bereits am Freitag die Festnahme eines der Spionage verdächtigen Türken in Hamburg mitgeteilt. Den Bericht der Bild-Zeitung bestätigte die Bundesanwaltschaft bisher nicht.

 

Rund 6000 türkische Informanten in Deutschland


Dem Verdächtigen soll es nach Angaben aus Karlsruhe um Informationen über Aufenthaltsorte, Kontaktpersonen und politische Tätigkeiten gegangen sein. Der 31 Jahre alte Türke werde dringend verdächtigt, sowohl einzelne Menschen als auch kurdische Einrichtungen ausgekundschaftet zu haben.

 

Cindi Tuncel, Abgeordneter der Linken-Fraktion in der Bremischen Bürgerschaft, ist gebürtiger Türke mit kurdischen Wurzeln. Er hält es für wahrscheinlich, dass der in Hamburg Festgenommene auch derjenige ist, der unter anderem Yüksel Koc bedroht hat. Doch der Politiker geht auch davon aus, dass sich in Bremen noch mehr türkische Agenten aufhalten könnten.

 

Im Sommer kam heraus, dass die Regierung des türkischen Präsidenten Recep Tayyip Erdoğan über etwa 6000 Informanten in der Bundesrepublik verfügt. „Bei dieser Zahl gehe ich davon aus, dass davon auch noch mehr in Bremen aktiv sind“, sagt Tuncel. Er schließt zudem nicht aus, dass es aufgrund der politischen Situation in der Türkei zu Auseinandersetzungen zwischen Erdoğan-Befürwortern und Gegnern in Bremen kommen könnte.