Heute, 1. Dezember, war der letzte Tag des Prozesses, um Beweise für oder gegen die Kameradin aus Amsterdam vorzulegen, die von der Staatsanwaltschaft Aachen für einen Banküberfall angeklagt wird, der im Juli 2013 in eben dieser Stadt stattgefunden hatte.
Das bedeutet, dass bei der nächsten Sitzung (5.12.) sowohl die 
Verteidigung als auch die Anklage ihre Plädoyers argumentieren werden 
und die Gerichtverhandlung somit zu ihrem Ende kommt. Heute erwähnte der
 Richter, dass das Urteil möglicherweise schon am Montag den 5. Dezember
 verlautbart werden könnte, sprach aber auch von der Möglichkeit, dass 
die zwei Richter und die zwei Geschworenen sich auch mehr Zeit zur 
Beratung nehmen könnten und das Urteil am Donnerstag 8. Dezember 
bekanntgeben. Beide Sitzungen sind für 9:30 angesetzt, deshalb sollten 
alle die anwesend sein wollen nicht vergessen, dass das Warten und die 
Extrakontrollen bis zu 45 Minuten in Anspruch nehmen können. (Seid 
spätestens um 8:45 vor Ort!!!)
Seit dem letzten Update hat ein ganzes Karussell von Experten und 
Polizeibeamten stolz seine Pflicht erfüllt und mit diesem widerlichen 
Gerichtszirkus kollaboriert.
Am Montag dem 28. November, viel zu früh morgens, hatten wir das 
Vergnügen einer eifrigen Bullin zu lauschen, die seit Beginn an auf 
diesen Falls angesetzt ist, die Kameradin im Juli 2015 auch aus 
Bulgarien abgeholt hatte und den meisten Besuche, die sie im Gefängnis 
hatte, beiwohnte. Während der Ermittlungen interviewte diese Bullin die 
Gefängniswärterinnen und fragte ob die Kameradin auch tatsächlich 
Deutsch spreche. Diese antworteten bejahend, erklärten jedoch, dass ein 
sehr deutlicher niederländischer Akzent und häufige grammatikalische 
Fehler hörbar seien. Sich als Sprachexpertin ausgebend, suggerierte die 
Bullin offenkundig, dass unsere Kameradin eigentlich nur eine Rolle 
vorspielte, in der sie die ganze Zeit über vorgab nicht perfekt Deutsch 
zu sprechen. Wenn die Erklärung der Bullin wahr wäre, würde das mit der 
Aussage von einer der beiden Bankangestellten übereinstimmen, die 
meinte, dass die verkleidete Frau gutes Deutsch sprach.
Danach kam der DNA-Experte, der nur die Tatsache feststellen konnte, 
dass er sicher sein konnte, dass die DNA von der Kameradin stamme, es 
aber keinen Weg gebe, um festzustellen, wie oder wann die Spur auf die 
Pistolen gekommen war.
Während dem Nachmittag des gleichen Tages berücksichtige der Richter 
auch einen Brief, den die Anklage als die Worte der Kameradin vorlegte, 
und las diesen vor. Dieser Brief „Das Herz gefüllt mit Mitternacht”, 
erschien erstmals im Dezember 2015 in der Zeitschrift Avalanche, 
anarchistische Korrespondenz. Der Brief wurde anonym publiziert.
Die Anklage präsentierte außerdem ein weiteres Dokument, erhalten von 
ihren Freunden in Katalonien, den Mossos d’Esquadra (katalanische 
Autonomiepolizei), das über deren Anti-Terror Ermittlungen gegen die 
Anarchisten von Barcelona spricht, die mit den GAC (grupos anarquistas 
coordinados) in Verbindung gebracht werden. Der Mittelpunkt dieses 
Dokuments war die Andeutung, dass die Mossos einen Weg finden mussten, 
um zu erklären wie deren konstruierte Terrororganisation sich 
finanzierte. Ein eifriger Versuch, ein Motiv zu erschaffen, das sogar 
der Richter mit „nichts davon können wir verifizieren“ kommentierte.
Am Donnerstag 1. Dezember gab das Gericht einer Professorin für 
biologische Forensik (viel) Zeit. Diese Professorin der Kontrolle und 
Widerlichkeit erscheint ungefähr 110-mal pro Jahr vor Gericht, um ihre 
kostbare Meinung über die Wahrscheinlichkeit der Übereinstimmung eines 
Bildes einer Überwachungskamera mit den Gesichtszügen eines 
verdächtigten Individuums zu geben. Diese Professorin der Perversion des
 Lebens, fuhr, nachdem sie den menschlichen Körper in einen biometrische
 Algorithmus verwandelt hatte, fort, durch mathematische Kalkulationen, 
auf einer Skala von 0 bis 4 die Wahrscheinlichkeit einer Übereinstimmung
 zu bestimmen. Allerdings konnte sie in diesem Fall, angesichts der 
schlechten Qualität der Überwachungsbilder und der guten Verkleidung der
 frühmorgentlichen Kunden, nicht viel sagen. Nach dem eingehenden Prüfen
 der kleinen Oberfläche des Körpers, die mehr oder weniger gut auf den 
Aufnahmen sichtbar war, kam sie zur unschätzbaren sachkundigen 
Schlussfolgerung, dass es keine unverkennbaren Ähnlichkeiten zwischen 
den Bildern der Überwachungskamera und der Kameradin gibt.
Am Nachmittag beschäftigte sich das Gericht mit einigen unwesentlichen Banküberweisungen, die im Sommer 2013 stattfanden.
Noch etwas anderes: Es war erfreulich zu sehen, dass das Gericht bereits
 mit der Weihnachtsdekoration beschäftigt ist. In den letzten Wochen 
haben anscheinend einige kleine Nachtelfen die Fassade des Gebäudes mit 
entzückenden grünen und roten Farbbomben verziert…
Solidarität und Wut
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