Die Jugendorganisation der AfD in Dresden schreibt bei einer Neonazi-Kleinpartei ab. Der Generalsekretär der sächsischen AfD kündigt Konsequenzen an.
von Matthias Meisner
Die Jugendorganisation "Junge Alternative" (JA) präsentiert sich gern als "freche Version" der AfD. So jedenfalls drückte es deren Bundesvorsitzender Markus Frohnmaier einmal aus, der zugleich Pressesprecher der AfD-Bundesvorsitzenden Frauke Petry ist. Es ist eine nach rechts hin womöglich weit interpretierbare Intervention, wie jetzt ein Beispiel aus Petrys Landesverband Sachsen zeigt.
Zum Volkstrauertag hatte die JA Dresden ein längeres Posting auf Facebook verfasst. In ihm heißt es, "als Deutsche, die noch Deutsch sein wollen", steht man in der Pflicht, "den selben entschlossen, mutigen und selbstlosen Kampf zu führen, wie ihn unser Volk immer geführt hat". Dann heißt es: "Ob Hermann der Cherusker, ob Prinz Eugen, ob Lützow oder Albert Leo Schlageter. Ob unsere Großväter und Urgroßväter auf den Schlachtfeldern der großen Kriege oder unsere Brüder und Schwestern auf den Straßen der DDR. Der Wille unseren Nachfahren ein freies Deutschland zu hinterlassen, in dem das Erbe unsrer Ahnen erhalten wird, dafür leben und kämpfen wir!" Dazu setzte sie das Hashtag "#Heldengedenken".
Die Weltkriege sind also deutsche Freiheitskämpfe? Das ist nicht das einzige Problem des Postings der AfD-Jugend aus Dresden, die - anders als Petry - sonst einen entspannten Umgang mit Pegida pflegt, US-Wahlsieger Donald Trump feiert und sich um den Schulterschluss zum AfD-Rechten Björn Höcke aus Thüringen bemüht.
Denn bei der Formulierung ihres Eintrags zum Volkstrauertag hat sich die "Junge Alternative" Dresden zu weiten Teilen an eine Rede gehalten, die Walter Strohmeier, "Stützpunktleiter Ostbayern" der rechtsextremistischen Kleinpartei "Der III. Weg" am 15. November 2014 in Wunsiedel gehalten hat.
Oha. #AfD-Jugend in Dresden sieht Weltkriege als deutschen Freiheitskampf (via @JustusBender) pic.twitter.com/LlRYydVR8S
— Matthias Meisner (@MatthiasMeisner) 16. November 2016
Beim "Heldengedenken" damals in der Stadt im Fichtelgebirge, in der Rudolf Heß begraben liegt, hieß es nur etwas anders: "Doch stehen wir in der Pflicht, als Deutsche, die noch deutsch sein wollen, den selben entschlossenen, mutigen und selbstlosen Kampf zu führen, wie ihn unser Volk immer geführt hat. Ob Hermann der Cherusker, ob Prinz Eugen, ob Lützow oder Schlageter. Ob unsere Groß- und Urgroßväter auf den Schlachtfeldern der großen Kriege oder unsere Brüder und Schwestern auf den Straßen der DDR. Der Wille, unseren Nachfahren ein freies Deutschland zu hinterlassen, in dem das Erbe artgerecht erhalten werden kann, dafür leben wir und müssen notfalls auch zu bluten oder sterben bereit sein."
Dass sich die JA Dresden bei ihrem Facebook-Posting beim "III. Weg" bedient hat, hatte zuerst das Informationsportal Endstation Rechts Bayern berichtet, das zu Neonazismus und Rechtsextremismus in Bayern recherchiert.
Der Generalsekretär der sächsischen AfD, Uwe Wurlitzer, sagte dem Tagesspiegel, das Posting sei "unsäglich" und "ganz klar eine Grenzüberschreitung". Er kündigte innerparteiliche Konsequenzen an. Der Landesverband der "Jungen Alternative" distanzierte sich von rechtsextremem Gedankengut und veranlasste die Löschung des Facebook-Eintrags.
Der JA-Bundesvorsitzende und Petry-Sprecher Markus Frohnmaier war nicht zu erreichen. Die AfD-Vorsitzende Petry ist in Sachsen Landes- und Fraktionschefin, 2017 will sie in Sachsen für den Bundestag kandidieren.