Der Termin für die Bundestagswahl steht noch nicht fest – aber die Parteien in Deutschland begeben sich langsam in die Startlöcher. Eine der spannendsten Fragen dürfte sein, wie viele Stimmen die AfD holt. Parteichefin Frauke Petry hat bislang allerdings ein Problem: Sie hat noch keinen Wahlkreis, für den sie antritt.
von Ine Dippmann, MDR AKTUELL - Landeskorrespondentin Sachsen
Es ist der nächste logische Schritt: Nachdem die AfD bei allen Landtagswahlen in die Parlamente eingezogen ist, will sie 2017 in den Bundestag. Dass das passiert, ist aktuell sehr wahrscheinlich. Wie das passiert – daran wird zurzeit gearbeitet. Uwe Wurlitzer, Generalsekretär der AfD in Sachsen sagt: "Wir wollen natürlich einen Kreis haben, wo unsere Chefin bestmöglich abschneidet."
Mit einem prestigeträchtigen Direktmandat soll Frauke Petry in den Bundestag einziehen. Bei der Landtagswahl 2014 war sie im Wahlkreis Leipziger Land 1 angetreten. Inzwischen ist sie nach Leipzig gezogen, hat aber auf die Kandidatur hier verzichtet. Petry wohne schließlich erst seit einem halben Jahr in der Stadt, argumentiert Wurlitzer. Es sollten erst einmal die Kandidaten zum Zug kommen, die schon länger für die AfD in Leipzig arbeiten.
Furcht vor Ärger mit Autonomen
Sein zweites Argument wiegt wohl schwerer: Man habe in Leipzig mit den Linksautonomen doch nachhaltig Ärger und könne kaum ohne Störungen vernünftige Veranstaltungen machen. Wurlitzer sagt: "Was wir nicht gebrauchen können, sind Bilder von AfD-Veranstaltungen, auf denen unsere Bundes-Chefin zu sehen ist und wo man sich mit Linksautonomen prügelt."
Als ein ihr wohlgesonnener Parteikollege sie für das Direktmandat im Wahlkreis Bautzen vorschlug, wurde das vom Kreisvorsitzenden abgelehnt. Der Kreisverband Meißen und der Kreisverband Sächsische-Schweiz Osterzgebirge hätten dagegen direkt darum gebeten, dass die Parteichefin bei ihnen kandidiert, sagt Wurlitzer.
Keine Absprachen mit AfD-Kreisverband Meißen
Fragen dazu mochte der AfD-Kreisverband Meißen nicht im Interview beantworten, postete aber im Netz, dass es keine Absprachen mit Frauke Petry über ihre Kandidatur gegeben habe, es für den Kreisverband Meißen aber eine Ehre wäre, wenn sie sich in dem Wahlkreis um ein Direktmandat bewerben würde.
Ihr Gegner wäre ein prominenter - die CDU hat in dem Wahlkreis erneut Bundesinnenminister Thomas de Mazière aufgestellt, der zuletzt über 45 Prozent der Stimmen bekam.
Möglicher Gegner Pegida-Vize Däbritz
Ein weiterer Gegner könnte Pegida-Vize Siegfried Däbritz sein. Dass versucht worden sei, ihn davon abzuhalten in dem Wahlkreis für die "Freiheitlich Direktdemokratische Volkspartei" anzutreten, bestreitet Wurlitzer: Als "totalen Unsinn" bezeichnet er die Zeitungsmeldung, wonach die AfD Däbritz angeboten habe, bei einer Nichtkandidatur im Wahlkreis auf die nächste Landesliste zu kommen.
Es gab diese Angebote nicht, und es wäre auch nicht mit der Landespartei vereinbar gewesen. Es gibt nicht den Platz, den man bei der AfD kauft.
Uwe Wurlitzer, Generalsekretär der AfD Sachsen
Zurück zu Petry - Chancen auf ein Direktmandat rechnet ihr Wurlitzer auch in der Sächsischen Schweiz aus. Bei der Landtagswahl 2014 gaben rund 13 Prozent der Wähler der AfD ihre Stimme. Das Bundestagsdirektmandat holte aber seit 1990 zuverlässig Klaus Brähmig für die CDU. Der machte in diesem Jahr auf sich aufmerksam, als er Merkels Flüchtlingspolitik kritisierte. Frauke Petry als mögliche Gegenkandidatin? Brähmig sagt, das lasse er erstmal auf sich zukommen: "Ich bin hier geboren, hier verwurzelt. Ich habe bei aller Kritik an meiner Person die letzten 26 Jahre eine erfolgreiche Politik gemacht, und wie man dann Importe von Politikern, die nicht aus der Region kommen, bewertet, das überlasse ich dann Parteien bzw. den Bürgerinnen und Bürgern."
Ob Frauke Petry sich im Wahlkreis Sächsische Schweiz Osterzgebirge um ein Direktmandat bewirbt, könnte sich schon am Freitagabend zeigen - die AfD hat in Pirna eine Demonstration angemeldet, mit Petry als Hauptrednerin.