In einem Regionalzug nach Leipzig ist es anscheinend zu einem Übergriff rechter Fußballfans auf einen Grünen-Politiker gekommen. Fans von Lok Leipzig sollen den Mann beschimpft und mit einer Flasche attackiert haben.
In einem Regionalzug haben rechte Fußballfans offenbar einen Grünen-Politiker attackiert. Das berichten mehrere Nutzer auf Twitter. Demnach hätten Hooligans des Leipziger Fußballclubs Lok Leipzig auf der Rückreise vom Auswärtsspiel in Jena den sächsischen Grünen-Landesvorstandschef Jürgen Kasek im Zug erkannt, beleidigt und angegriffen. Kasek selbst berichtet, er habe eine Flasche an den Kopf bekommen.
Kasek gilt in der Region als entschiedener Gegner der rechtsextremistischen Szene - und ist deshalb offenbar immer wieder Drohungen ausgesetzt. Zuletzt hatte der Politiker einen ihm zugeschickten Steckbrief veröffentlicht, laut dem ein "Kopfgeld" von 10.000 Euro auf ihn ausgesetzt wurde - verbunden mit der Aufforderung, Kasek einen "Denkzettel" zu verpassen.
Neben Kasek waren am Sonntag den Tweets zufolge auch die Grünen-Bundestagsabgeordnete Monika Lazar und die Leipziger Kreisvorstandssprecherin Christin Melcher im Zug. Die drei waren laut Kaseks Darstellung gerade im sachsen-anhaltinischen Naumburg eingestiegen, als sie von den Fußballfans erkannt und bepöbelt wurden. Die Hooligans seien "extrem aggressiv" gewesen, berichtet Kasek auf Twitter. Die Polizei habe zwar eingegriffen, sei aber offenbar überfordert gewesen und habe schließlich die drei Grünen-Politiker des Zuges verwiesen.
Die zuständige Bundespolizei teilte auf Anfrage von SPIEGEL ONLINE mit, ihr sei ein Sachverhalt bekannt, der sich auch mit den von Kasek beschriebenen Örtlichkeiten decke. Man müsse diesen Sachverhalt nun aber prüfen und bewerten.
Die Fanszene des Traditionsvereins Lok Leipzig gilt schon länger als problematisch. Immer wieder kommt es zu gewalttätigen Ausschreitungen rechter Hooligans des Regionalligisten. Auch bei Randalen während der Fußball-EM in Frankreich waren im Sommer Hooligans mit Leipzig-Trikots auffällig geworden.
Erst am vergangenen Freitag hatte die Leipziger Polizei rund 100 Hooligans vorübergehend festgesetzt, die sich - teilweise vermummt - vor zwei Lokalen in der Innenstadt getroffen hatten.