Unbekannte haben in der vergangenen Nacht den Bürgermeister von Oersdorf (Kreis Segeberg), Joachim Kebschull, niedergeschlagen. Die Polizei vermutet, dass der Angriff einen fremdenfeindlichen Hintergrund hat, ermittelt aber auch in andere Richtungen. Der Bürgermeister setzte sich in jüngster Vergangenheit dafür ein, Flüchtlinge in ein Haus in der Gemeinde einziehen zu lassen. Der 61 Jahre alte Verwaltungschef war auf dem Weg zu einer Sitzung des Bauausschusses seiner Gemeinde, als die Täter ihn nach Angaben der Polizei mit einem Knüppel hinterrücks niederschlugen. Nach der Attacke klagte der Bürgermeister über Kopfschmerzen. Er kam ins Krankenhaus.
Mehrere Drohungen in der Vergangenheit
Gestern seien bei der Gemeinde laut Polizeisprecher Oliver Pohl zwei Drohbriefe eingegangen. In einem habe ein Unbekannter nach Angaben der Leitstelle mit den Worten "Wer nicht hören will, muss fühlen" eine solche Tat angekündigt. Die Polizei nahm die Drohungen ernst und sicherte daraufhin die gestrige Ausschusssitzung. Der Bürgermeister habe aber etwas abseits geparkt und sei dort attackiert worden.
Es war nicht erste Mal, dass der Bürgermeister von Oersdorf Drohungen erhielt. Das Kommissariat ermittelt laut Polizei schon seit Juli. Es mussten bereits zwei Sitzungen des Bauausschusses der 900-Einwohner zählenden Gemeinde wegen Bombendrohungen ausfallen. Der für politisch motivierte Straftaten zuständige Staatsschutz ermittelt.
Oersdorfer reagieren geschockt
Die Einwohner der Gemeinde waren fassungslos und verurteilten den Angriff auf den Bürgermeister. "Das erschreckt mich sehr, das ist nicht das, was wir von Oersdorf erwarten", sagte eine Anwohnerin. "Unerträglich, das können die meisten Menschen hier im Ort gar nicht begreifen und fassen", fügte ein anderer Bürger hinzu.