Im Internet hat sich eine Aktionsgruppe zu einem Brandanschlag bekannt – allerdings schon am 16. September.
Grevenbroich. Der am Montag unter einem Trafo des RWE-Stellwerks gefundene Brandsatz war mit einem funktionsfähigen Zündsatz versehen. „Daraus muss man schließen, dass es sich um einen geplanten Anschlag handelt“, sagte ein Polizeisprecher gestern. Die Ermittlungen zu Straftaten im Bereich der Tagebaue Hambach und Garzweiler wurden bei der Polizei Aachen angesiedelt, der Staatsschutz ist eingeschaltet worden.
„Die Täter haben bewusst Menschenleben riskiert.“
Jan-Peter Cirkel, RWE-Sprecher
„Wir konzentrieren uns unter anderem auf das Umfeld der Anti-Kohle-Protest-Szene im Hambacher Forst“, erklärte Polizeisprecher Paul Kemen. Die Behörden prüfen, ob es einen Zusammenhang zu Sabotageakten im April gibt. Am Tagebau Inden war ein 80 Meter hoher Strommast angesägt und im Tagebau Hambach eine Hauptstromleitung in Brand gesetzt worden – der Schaden war beträchtlich. „Die Taten sind von gleicher Machart“, sagt Kemen nach dem Fund bei Neurath.
Eine mögliche Spur findet sich im Internet, in der die aktuelle Tat offensichtlich angekündigt wurde, weit bevor der Brandsatz am Stellwerk neben der Werkbahn – nahe dem BoA-Kraftwerk – gefunden wurde. „Am Abend des 10. September haben wir am Stellwerk Neurath unter einem der beiden freistehenden Großtrafos Feuer gelegt. Dafür haben wir mehrere dutzend Liter Benzin verwendet“, postete eine „Aktionsgruppe Oi saufen! – Für mehr Punk im Widerstand“ bereits am 16. September. Laut RWE Power gab es damals am Stellwerk keinen Vorfall. Möglich, dass der Brandsatz nicht zündete und erst jetzt entdeckt wurde?
Die Aktionsgruppe mutmaßte dagegen, RWE und Polizei hätten von der Aktion nicht berichtet, um sie „nicht offen einzugestehen und keine öffentliche Debatte entstehen zu lassen. Aktionen wie diese belegen die Verwundbarkeit eines Energieriesen.“
Brandsatz bestand aus mehreren Reservekanistern und Farbeimern
Der Feststellung von „Oi saufen“: „Dieses Stellwerk ist unbesetzt, dadurch bestand keine Menschengefährdung“, widerspricht RWE-Sprecher Jan-Peter Cirkel energisch: „Die Täter haben bewusst Menschenleben riskiert, auf dem Gelände halten sich regelmäßig Mitarbeiter auf. Aufgrund der Tatsache, dass es sich um mehrere Kanister handelte, wäre es im Fall einer Entzündung zu einer Explosion mit zumindest erheblicher Sachbeschädigung gekommen.“
Der Brandsatz bestand laut Polizei aus mehreren, teilweise mit Kabeln verbundenen Behältern. Bei einigen handele es sich um handelsübliche Reservekanister, bei anderen um Farbeimer. Ein Teil der Behälter sei mit Benzin gefüllt gewesen. Abschließende Untersuchungsergebnisse des Landeskriminalamte hierzu stehen noch aus. Zeugen, die Verdächtiges bemerkt haben, werden gebeten, sich bei der zuständigen Polizei in Aachen unter der Rufnummer ... zu melden.