Für den 15. Oktober haben sich für Cottbus einige er kuriosesten Gestalten angekündigt, die die rechte Szene in Deutschland momentan zu bieten hat. Sie nennen sich „Patrioten Cottbus“, obwohl fast niemand von ihnen in Cottbus lebt. Es handelt sich dabei um rechte „Prominenz“, die vor allem durch ihre Peinlichkeiten aus der braunen Masse hervorsticht. Vom Erich-Kästner-Platz wollen sie ab 14 Uhr zu einem „Spaziergang“ durch die Stadt aufbrechen.
Damit in Cottbus endlich mal wieder was stattfindet...
Im
Oktober und November 2015 gab es in Cottbus eine Welle rassistischer
Mobilisierungen. Der Anlass war die Einrichtung einer
Geflüchteten-Notunterkunft in Cottbus Sachsendorf. Eine erste
unorganisierte Spontanversammlung von Besorgtbürger*innen und Nazis auf
dem NORMA-Parkplatz richtete sich gegen das Willkommensfest an der
nahegelegenen Unterkunft. In den folgenden Wochen versuchten NPD, AfD
und Reichsbürger diesen Protest auf ihre Seite zu ziehen. Teilweise
wurden parallel Veranstaltungen angemeldet und durchgeführt. Die
Konkurrenz im rechten Lager führte bei der Zielgruppe zu Irritationen,
wer denn nun genau „Das Volk“ sei. Die Demonstrationen und Kundgebungen
schrumpften und wurden zum Jahreswechsel fast komplett eingestellt. Der
Brückenschlag von Dresden nach Berlin war misslungen, wofür man sich
gegenseitig Vorwürfe machte. In einem Mobilisierungs-Video der
„Patrioten Cottbus“ heißt es deswegen: „… auch eine patriotische Demo,
haben wir gedacht veranstalten wir mal. In Cottbus findet einfach gar
nichts statt. In Cottbus merkt man einfach gar nichts vom Widerstand.“
Cottbuser Reichsbürger wollte 2016 „voll angreifen“
Der
Cottbuser Andy Schöngarth stellte sich 2015 am NORMA und später in der
Innenstadt mehrmals als Anmelder für die One-Man-Show seines
Reichsbürger-Freundes Rico Handta zur Verfügung (Bild 1). Auch
Schöngarth glaubt fest daran, dass die BRD eigentlich eine GmbH ist.
Nach Kritik über das wirre Auftreten Handtas, kündigte Schöngarth an,
sich nach neuen Redner*innen umzusehen und 2016 „wieder voll
anzugreifen“. In der rechten Szene in Cottbus suchte er allerdings
vergeblich nach Mitstreiter*innen. Er stellte Kontakt zu Christian
Müller (Bild 7) aus Potsdam her, um gemeinsam mit ihm eine Demo 5. März
2016 in Cottbus durchzuführen. Wegen der zahlreichen Verfahren, die
gegen den POGIDA-„Anführer“ Müller liefen, wurde die geplante Demo in
Sachsendorf aber kurzfristig wieder abgesagt. Der „Großangriff“ fiel für
ein weiteres halbes Jahr aus.
Die Anmelder*innen: Fans von Stauffenberg, der AfD und dem Gremium MC
Die
beiden Anmelder*innen des Spaziergangs am 15.10. sind Lutz Mamcarz und
Sylvia Fechner aus Berlin. Fechner kommt ursprünglich aus Cottbus,
Mamcarz aus Rathenow. Beide geben bei Facebook umfassenden Einblick in
ihre vollkommen verrückte Welt. Fechner posiert auf Fotos mit Höcke und
Petry (Bild 2) und solidarisiert sich mit der verurteilten
Holocausleugnerin Haverbeck. Sie verkündet außerdem offen ihre Sympathie
für die Rockergruppe Gremium MC. Mamcarz hat gleich zwei Profile und
huldigt dem Hitler-Attentäter Graf von Stauffenberg. Neben diversen
peinlichen Selbstinszenierungen (Bild 3) hat er auch Gefallen daran,
Klatsch und Tratsch von den internen Grabenkämpfen zu verbreiten. Er
selbst ist ebenfalls immer wieder das Ziel von Hohn und Spott von
anderen Rechten. Beispielsweise bezeichnet ihn der Frankfurter Nazis
Peer Koss als „Selbstdarsteller und Betrüger“ (Bild 4).
Die Teilnehmer: Frauenschläger, Wahllistenfälscher, Nordkorea-Fan
Obwohl für die Demo in Cottbus zu diesem Zeitpunkt bereits seit einem Monat auf Facebook, YouTube, anderen Demos und mit Handzettel geworben wird, scheint sie bisher kaum auf Interesse zu stoßen. Es gibt nur knapp 20 weitere Personen, die auf Facebook für die Veranstaltung zugesagt haben. Darunter ist Christian Müller aus Potsdam, Stefan Böhlke aus Berlin und Alexander Kurth aus Leipzig. Christian Müller prahlte in veröffentlichten internen Gesprächen mit seiner Zuhälterkarriere und damit, dass er höchstpersönlich Osama Bin Laden erschossen hätte(1). Außerdem wurde bekannt, dass er seine Freundin in der Potsdamer Innenstadt brutal misshandelte. Stephan Böhlke (Bild 5) hat sich zum öffentlichen Gespött gemacht, weil er für die NPD in Friedrichshain-Kreuzberg Wahllisten abgegeben hat, auf denen bereits Verstorbene eingetragen waren (2). Der Ex-NPDler Alexander Kurth ist aktuell als Wanderprediger („Vertreter von Thügida“) auf jeder Bühne zu sehen, die ihm geboten wird. Dass sein „Patriotismus“ sich nicht nur auf Deutschland bezieht, zeigte er am 16.12.2015 in Leipzig, als er mit einer Fahne von Nordkorea posierte (Bild 6).
Vom WIR(R) zur Gewalt
Der
rechten Szene in Cottbus wird das Auftauchen der „Patrioten Cottbus“
sicher nichts nützen. Die Organisatoren machen sich schon vor der Demo
komplett lächerlich indem sie Streitigkeiten offen über ihren eigenen
Facebookaccount austragen (Bild 8). Der Appell von Mamcarz an das
„Wir!!!!“ wirkt bereits sehr verzweifelt. Möglicherweise bricht dieser
Zusammenschluss sogar noch zusammen, bevor sie ihre Veranstaltung in
Cottbus durchführen. So sehr diese Ansammlung von verwirrten Gestalten
zum Fremdschämen anregt, sollte die Situation in Cottbus nicht
verharmlost werden. Die Cottbuser Nazis und Besorgtbürger*innen sind
2016 zwar kaum bei Demonstrationen in Erscheinung getreten, doch setzen
sie aktuell verstärkt auf direkte Gewalt im Alltag (3).
(1) http://www.inforiot.de/mitschnitt-telefonat-christian-mueller-protokoll-...
(2)
http://www.endstation-rechts.de/news/kategorie/npd/artikel/unter-verdach...
(3) http://www.inforiot.de/cottbus-naziangriff-auf-das-chekov/