Asyl-Protest an leerstehendem Hochhaus

Erstveröffentlicht: 
22.09.2016

Das fremdenfeindliche Transparent an einem leerstehenden Hochhaus in Dresden-Dobritz ist entfernt worden. Vorstand Thomas Stern von der MEIAG Sächsische Immobilien AG sagte MDR SACHSEN, es habe beim Ordnungsamt viele Beschwerden wegen des Transparents gegeben. Die Feuerwehr habe die verschlossene Tür zum Dachgeschoss deshalb noch am Mittwoch Abend mit schwerem Gerät aufgebrochen. Inzwischen sei das Gebäude umfassend gesichert worden.

 

Unbekannte hatten auf dem mehrere Meter langen Banner dazu aufgerufen, sich gegen Migration und Islamisierung zu wehren. Wer dahinter steckt, ist noch unklar. Die Polizei prüft den Vorfall. Ein Sprecher sagte, es werde wegen Sachbeschädigung und Hausfriedensbruchs ermittelt. 

 

Stecken Identitäre dahinter?

 

Auf dem Transparent sind die Zeichen "77 IV" aufgemalt. Wer oder was sich dahinter verbürgt, weiß auch der sächsische Verfassungsschutz nicht. Die zuständige Referentin Christina Iskander teilte auf Anfrage von MDR SACHSEN mit, das Kürzel sei der Behörde bislang nicht bekannt. Der Begriff "Remigration" auf dem Transparent deute allerdings auf die Identitäre Bewegung hin. Diese habe in der Vergangenheit Flugblätter mit genau dieser Wortwahl verteilt. Möglicherweise könnte das ein Hinweis auf die Herkunft sein. An dem leerstehenden Hochhaus waren wiederholt Parolen rechter und linker Gruppen angebracht worden. 

 

Eigentümer: "Profis am Werk"


Ursprünglich sollte das Transparent erst am Donnerstag entfernt werden, wie Vorstand Thomas Stern von der MEIAG Sächsische Immobilien AG, dem Eigentümer des Gebäudes, MDR SACHSEN sagte. Bis Mittwoch Mittag sei es nicht gelungen, auf das Dach des Gebäudes zu gelangen. Die Täter hätten die Tür dorthin so fest mit Bauschaum und Nägeln verschlossen, dass auch Handwerker sie nicht öffnen konnten. Da seien offensichtlich Profis am Werk gewesen. Er habe deshalb auch Feuerwehr und THW um Hilfe gebeten, so Stern. Diese hatten sich aber zunächst für nicht zuständig erklärt. 

 

Büromieter wird gesucht


Zu DDR-Zeiten gehörte das Gebäude der VEB Schokoladen-und Verpackungsmaschinen. Im Volksmund wird es deshalb Schokopack-Hochhaus genannt. Die MEIAG Sächsische Immobilien AG erwarb das Gebäude 2010 und wollte in dem denkmalgeschützten Gebäude Wohnungen oder ein Pflegeheim einrichten. Doch die Stadt erlaubte dies nicht, weil das Areal als Gewerbegebiet ausgewiesen ist. Ende 2014 war das Gebäude auch als Asylunterkunft im Gespräch. Jetzt hofft das Unternehmen endlich auf einen Mieter. Er sei guten Mutes, so Vorstand Thomas Stern. Mit mehreren Interessenten gebe es derzeit Gespräche.