In Bautzen gehen die Proteste gegen Asylbewerber weiter. Rechte und linke Gruppen treffen Donnerstagabend im Stadtzentrum aufeinander. Mit einem Großaufgebot verhindert die Polizei, dass die Lage wie am Vortag eskalierte. Für Freitagabend haben die Rechten eine weitere Kundgebung in Bautzen angemeldet.
von Rica Sturm
Donnerstagabend kurz vor 20 Uhr: Auf dem Kornmarkt in der Bautzener Innenstadt haben sich etwa 200 Menschen versammelt, viele mit Bierflaschen in der Hand. Noch einmal 100 Schaulustige beobachten aus sicherer Entfernung das Geschehen auf der Platte, wie der Kornmarkt unter den Bautzenern heißt. Gegröle tönt über den Platz. Die Lage ist angespannt, die Stimmung aufgeheizt. Mittendrin steht der Oberbürgermeister, dicht umlagert von Medien und Demonstranten. Geduldig stellt er sich den Fragen zum Teil aufgeregter Einwohner, erntet sogar Lob von rechten Bautzenern fürs Zuhören.
Zufällig auf dem Kornmarkt
Eher zufällig hat es ein junges Pärchen, beide 29 Jahre alt, an diesem Abend auf den Kornmarkt verschlagen. Es war noch in der Stadt unterwegs und bemerkte den Auflauf. "Es ist erschreckend, was hier wieder passiert ist. Gut, dass der Bürgermeister sofort reagiert hat und den offenen Dialog sucht", sagt sie.
Bautzen - eine schöne, ruhige Stadt
Eine 67-jährige Seniorin ist mit ihrem Mann gekommen, um sich vor Ort mal ein Bild von der Situation zu machen. "Bautzen war mal eine so schöne ruhige Stadt. Die Probleme begannen, als die jungen Flüchtlinge auf den Platz kamen und hiesige Mädchen anmachten", erzählt sie. Die Bautzenerin selbst traue sich kaum noch allein in die Stadt. Sie wünscht sich, dass Bautzen wieder die ruhige Stadt wird, die es einmal war.
Gesprächsthema Nr. 1
Die auf dem Kornmarkt durch junge Asylbewerber belästigten Mädchen sind seit Wochen Gesprächsthema und Aufreger Nr. 1 in der Spreestadt. Die jugendlichen Flüchtlinge würden die Mädchen anmachen, anpöbeln oder sogar begrapschen, sagt eine 60-jährige Bautzenerin. "Ich finde, dass man nur dann minderjährige Asylbewerber aufnehmen kann, wenn man auch genug Leute hat, die sich um sie kümmern", sagt sie.
Klare Worte vom Politiker
Der CDU-Landtagsabgeordnete Marko Schiemann sieht das Problem darin, dass den jungen Flüchtlingen kaum Grenzen gesetzt würden. In ihrem Heimatland dürften sie ein fremdes Mädchen nicht mal ansehen. "Wir verhätscheln die minderjährigen Flüchtlinge zu sehr", so Schiemann. Wenn sie nicht zur Schule gingen, hätten sie keinen festen Tagesablauf und kämen schon mal auf dumme Gedanken.
Kundgebung wieder abgesagt
Anders als Mittwochnacht war die Polizei dieses Mal mit mehr als doppelt so vielen Beamten im Einsatz. Wie viele es waren, wollte Polizeisprecher Thomas Knaup nicht sagen. "Wir haben um 17.48 Uhr erfahren, dass wir es am Abend in Bautzen mit zwei Kundgebungen zu tun haben werden. Dementsprechend haben wir unseren Einsatz vor Ort geplant", so Knaup. Kurz nach 20 Uhr sagte dann der "Widerstand Bischofswerda" seine geplante Versammlung wieder ab. Es waren nicht genug Sympathisanten dem Aufruf des rechtsextremen Bündnisses gefolgt. Die zweite, von der SPD angemeldete Kundgebung, fand später am Abend statt, nachdem die Antifa Leipzig Unterstützung nach Bautzen geschickt hatte. Auch die rechtsextreme Szene hatte sich für den Abend einige Unterstützung von außen geholt.
Polizeipräsenz zeigt Wirkung
Nach 23 Uhr löst sich Demonstration allmählich auf. Die Linken werden unter Polizeischutz und dem Grölen der Rechten aus der Innenstadt geleitet. Die Rechten bleiben – von Polizisten bewacht – zurück. Das Ergebnis der Nacht: Viel Gegröle, einige Drohungen, eine geworfene Bierflasche und ein leicht verletzter Kameramann. Er wurde von einem rechten Demonstranten gegen die Hand getreten. Die große Polizeipräsenz zeigt Wirkung. Die Polizisten halten die Demonstranten im Schach.
Freitagabend soll die nächste Kundgebung in Bautzen stattfinden. Wo, das ist noch offen.