DITIB - eine politisch-ideologische Vorfeldorganisation der AKP?

Ditib

Artikel über die Struktur von DITIB und ihre Organisierung als ideologisches Sprachrohr der AKP in Deutschland und Europa.

 

Immer mehr rückt die DITIB (Türkisch-Islamische Union der Anstalt für Religion e. V.) in den Fokus der öffentlichen Kritik. Der Dachverband entpuppt sich von einem angeblich interreligiösen, toleranten und demokratischen Verein zu einer mehr und mehr rechten, konservativen Organisation, die die ideologische Arbeit der AKP macht und ihr undemokratisches Programm unterstützt. Wir sehen uns mit einer Organisation konfrontiert, welche das friedliche Zusammenleben und den Dialog zwischen den Religionen, Kulturen und Völkern nicht fördert, sondern gefährdet. Diese haben wir insbesondere nach dem gescheiterten Putschversuch in der Türkei gesehen, wo nach den Freitagsgebeten Mobs auch durch die Straßen in Europa gezogen sind, und „Allah û ekber“ gerufen haben, Einrichtungen von vermeintlichen Putschisten angegriffen haben.


Grobe Struktur der DITIB


Der Dachverband der DITIB (türkisch: Diyanet ișleri türk islam birliĝi) wird seit 1948 bundesweit (auch europaweit) systematisch aufgebaut. Er ist des in der Türkei beheimateten Ministeriums für Religionsangelegenheit, (türkisch: Diyanet ișleri bakanlıĝı) direkt unterstellt und wird von diesem unterhalten. Bundesweit hat die DITIB rund 1000 Einrichtungen. Diese Einrichtungen haben sowohl Gebetsräumlichkeiten als auch Räumlichkeiten in denen politische und soziale Veranstaltungen gemacht werden. Die hierarchischen Strukturen der DITIB lassen die enge Verbindung zur türkischen Regierung zum Vorschein treten. Die DITIB-Imame stehen an der Basis und sind an die Religionsattachés der Konsulate gebunden, die wiederum an die jeweiligen Vertretern in den LänderBotschaften gebunden sind. Diese Landesvertreter sind selbst an den Chef des Diyanetministeriums in der Türkei gebunden.


Anfang dieses Jahres wurden 970 Imame vom türkischen Staat nach Deutschland entsandt, um in den DITIB-Moscheen zu predigen. Alle vier bis fünf Jahre werden sie ausgetauscht und unterstehen laut Arbeitsvertrag ihren Vorgesetzten, dem Diyanetministerium in Ankara. Sie sind also verpflichtet, den Entscheidungen des Ministeriums nachzugehen. Das bedeutet, dass die formale Entscheidungsgewalt über die Entsendung und Einsendung von Imamen beim Ministerium in Ankara liegt und diese wiederum dem Einfluss der Regierung unterworfen ist. Der dort praktizierte Staatsislam wird durch die Imame, das Sprachrohr der Diyanet, in Deutschland verbreitet und etabliert. In allen DITIB-Moscheen gibt es Korankurse, die die Islaminterpretation der AKP verbreiten, der Islamunterricht an vielen Grund- und Mittelschulen in der BRD wird von VertreterInnen der DITIB gegeben. Dies macht die DITIB zu einem ideologischen Sprachrohr der AKP in der BRD. Viele dieser Imame sprechen weder Deutsch, noch setzen sie sich mit den Gegebenheiten in Deutschland und dessen Gesellschaft auseinander. Daran ist abzusehen, dass sie sich nicht um die Belange der hier lebenden Muslime kümmern. Auf die neu konzipierte Imam-Ausbildung an einigen Universitäten reagiert die DITIB ablehnend mit der Begründung, dass sie nicht gut genug ausgebildet würden und zieht somit AKP-treue Beamte aus der Türkei vor.


Die Amtsträger des Diyanet haben wichtige Funktionen innerhalb der DITIB, des DITIB-Dachverbandes, der Landesverbände und sogar der DITIB Gemeinden in den Lokalitäten. Auch im Vorstand der DITIB sind Beamte des türkischen Staates. Dies verdeutlicht die Verstrickung und den direkten Einfluss der türkischen Regierung mit der DITIB und macht sie zu einer Vorfeldorganisation der AKP in Deutschland. Es zeugt von einer fehlenden Säkularisierung und einer Abkehr vom Laizismus, dass die Diyanet, welche einen höheren Etat als das Außenministerium und andere Ministerien in der Türkei bekommt, so viel Einfluss ausüben kann auf die Staatspolitik, welche offensichtlich den nationalistisch-politischen Islam betreibt. Der Einfluss der DITIB und somit indirekt der AKP reichen durch Staatsverträge in Deutschland bis zu den Schulen, in denen Islamunterricht von der DITIB angeboten wird. Der Islam, der vertreten wird, widerspricht den nach von der DITIB nach außen propagierten Zielsetzungen, interreligiös, interkulturell und dialogoffen zu sein. Dass dieser deutlich konservativ ist und dem Zusammenleben mit Andersgläubigen zuwiderläuft, wird durch ein Beispiel verdeutlicht. Als Studierende einer Islamwissenschaftlichen Fakultät (keine weitere Infos aus Sicherheitsgründen genannt) in einer DITIB-Moschee gemeinsam beten wollten, wurden sie ausgeschlossen mit der Begründung sie würden kein Türkisch sprechen. Das spiegelt den nationalistischen und nicht den nach Außen gepflegten interkulturellen Charakter der DITIB wieder.


Es ist bereits bekannt, dass die AKP mit personeller und finanzieller Unterstützung aus dem Ausland aufgebaut wurde. Dass die DITIB durch den politischen Islam vereinnahmt wird und einer dieser Finanzierungsquellen ist, wurde klar, nachdem die DITIB einen Preis von der UETD (sog. Union Europäisch-Türkischer Demokraten) bekommen hat, weil sie der AKP eine gute Unterstützung waren. Auch während der Parlaments- und Präsidentschaftswahlen in der Türkei wurden aus allen DITIB-Vereinen in der BRD hunderte WählerInnen-Busse für die AKP zu den Wahllokalen kostenlos organisiert.


In vielen Meldungen verbreiten die Gemeinden auf ihrer Homepages antisemitische, sexistische und rassistische Sätze, die sie erst nach öffentlicher Kritik, aus dem Netz nahmen. In Dinslaken posierte und sympathisierte ein DITIB-Vorstandsmitglied mit einem IS-Anhänger, der an seinem T-Shirt mit einem der IS und Al-Qaida ähnlichem Symbol deutlich zu erkennen war. Die Inhalte aller Predigten in den Freitagsgebeten werden vorher schon vom Diyanet-Ministerium an alle Imame geschickt. Diese Inhalte sind geprägt von den politischen Entwicklungen in der Türkei. In der Öffentlichkeit aber stellt sich die DITIB als unpolitische und tolerante Gemeinschaft dar und weist Kritik oftmals zurück, in dem sie die menschenfeindlichen und rassistischen Vorfälle als "Einzelfälle" deklariert. Diese zahlreichen Einzelfälle geben zu bedenken, ob die DITIB tatsächlich um ein friedliches Zusammenleben bemüht ist. Denn diese Einzelfälle stellen die Regel der betriebenen Politik der DITIB dar.


Es ist die Kriegsregierung der AKP, welche die Türkei in das vorherrschende Chaos der Auseinandersetzungen geführt hat. Mit seinem monistischen, hegemonialen und antidemokratischen Charakter sorgt die Regierung dafür, dass das Chaos im Land fortbesteht und intensiviert wird. Mit seinem ständigen Kampf gegen alle, die nicht dem eigenen Kurs folgen, das sind insbesondere die KurdInnen und die DemokratInnen, hat die AKP dafür gesorgt, dass der Krieg zu einem Dauerzustand im Land geworden ist. Die Instrumentalisierung des Islam zur Bewahrung politischer Vorherrschaft hat eine lange Tradition. Die AKP Regierung nutzt bewusst den politischen Islam, um ihre Vergehen zu legitimieren. Der AKP-Faschismus hat Bündnisse mit allen faschistischen Kräften im Land, um die kurdische Freiheitsbewegung und die Demokratiekräfte im Land zu ersticken. Die bisher geführten Diskussionen in der Öffentlichkeit, dass die Gemeinden nicht integrationsfördernd sind, wegen der Imame, die aus der Türkei eingestellt werden, sind unzureichend. Die Hauptkritik sollte sich auf die politische Ausrichtung beziehen. Daraus resultierend sollte aber vor allem die Zusammenarbeit der Kommunen, Länder und des Bundes mit der DITIB eingestellt werden.