Theaterprojekt zum NSU ist gesichert

Erstveröffentlicht: 
09.09.2016

Im zweiten Anlauf haben Stadträte einen Zuschuss in Höhe von 10.000 Euro für ein Jugendprojekt genehmigt. Allerdings nicht ganz ohne Widerspruch.

 

Zwickau. Nun also doch: Die Stadt Zwickau beteiligt sich finanziell an einem Projekt, das sich mit der Aufarbeitung jüngster deutscher Geschichte befasst: mit dem Nationalsozialistischen Untergrund (NSU). 10.000 Euro zahlt Zwickau an ein Vorhaben des Vereins ASA-FF - ein Netzwerk, das sich mit globaler Bildung befasst. In diesem Fall möchte der Verein mit Schülern arbeiten, die sich mit den Taten des NSU und mit dessen politischem Hintergrund befassen. "Unentdeckte Nachbarn" heißt das Ganze.

 

Der Vorschlag war im Juni bei den Mitgliedern des Kultur- und Bildungsausschusses durchgefallen. Eine Mehrheit aus CDU und AfD hatte dagegen gestimmt. Unter anderem mit der Begründung, dass man dem Image der Stadt schadet, wenn man zu oft auf dem Thema herumreitet. Bei der Abstimmung gestern haben zumindest Teile der CDU-Vertreter zugestimmt. Nur Karl-Ernst Müller enthielt sich ebenso der Stimme wie der AfD-Vertreter. Müller begründete seine Haltung damit, dass er zwar Geschichtsaufarbeitung für richtig und wichtig halte. "Aber das hier ist zu früh - zumindest so lange der Prozess in München noch läuft." Dort wird gegen das letzte überlebende NSU-Mitglied, Beate Zschäpe, verhandelt. Müller würde bis zu einem Urteil lieber stillhalten - vor allem im Sinne der Stadt. "Zwickau hat viel getan, dass sich der Ort nicht zu einem Anziehungspunkt für Anhänger entwickelt", sagte er und verwies damit auf die Tatsache, dass das Haus, in dem das terroristische Trio gewohnt hat, abgerissen wurde und an dieser Stelle nun ein großer Lebensbaum steht.

 

Die Mädchen und Jungen der Pestalozzioberschule sehen das anders. Gemeinsam mit ihrem Schulsozialarbeiter haben sie sich bereits mit dem Thema auseinandergesetzt, und es steht auch fest, dass sie sich an dem ASA-FF-Projekt beteiligen. Vom 1. bis 11. November soll in Chemnitz ein Theatertreffen stattfinden, an dem dann nicht nur die jungen Zwickauer beteiligt sind, auch Schüler aus Chemnitz und Hamburg sollen mit dabei sein. Darüber hinaus sind auch Stücke aus und in anderen Schauspielhäusern Bestandteil des Treffens. So sind für Zwickau und Jena ebenfalls Aufführungen geplant. Darüber hinaus beteiligt sich unter anderem das Schauspiel Köln mit einer Inszenierung an dem Projekt.

 

Am 4. November 2011 hatte es in einem Gebäude an der Frühlingsstraße eine Explosion gegeben, während kurz zuvor zwei Bankräuber in Thüringen in einem Wohnmobil starben. In den Tagen und Wochen nach diesen Ereignissen wurde nach und nach entdeckt, was es mit diesen Menschen auf sich hatte und dass sie hinter einer grausamen Mordserie an Männern mit Migrationshintergrund steckten.