Brandstiftung und Schlägereien sorgten für Polizeigroßeinsatz. Bürger setzten indes ein stilles Zeichen gegen Fremdenfeindlichkeit.
Stade. Der Aufmarsch von Rechtsextremen und Gegendemonstranten hat Stade am Sonnabend in den Ausnahmezustand versetzt. Laut Polizei ist es im Verlauf der Kundgebungen zu Brandstiftungen, Schlägereien und Festnahmen gekommen. Rund 1000 Beamte aus Teilen Niedersachsens, Bremens und Hamburgs waren im Einsatz, verstärkt durch Beamte der Bundespolizei aus Bremen, Uelzen und Ratzeburg.
Die Polizei im Landkreis Stade hatte sich schon vor Tagen auf einen Großeinsatz eingestellt: Denn für Sonnabend hatte zunächst ein NPD-Aktivist die Initiative "Gemeinsam für Deutschland" mit 200 Teilnehmern angemeldet. Daraufhin kündigten sich rund 350 Gegendemonstranten an. Ebenso meldete die antifaschistische Aktion Lüneburg/Uelzen eine Demonstration an, zog die Anmeldung jedoch am Vortag wieder zurück. Jedoch haben sich am Sonnabend rund 200 Personen aus der linken Szene auf den Weg nach Stade gemacht. Und so wurden gleiche mehrere Orte zum Schauplatz von Ausschreitungen.
Brandstifter verursachen S-Bahn-Ausfall
Zunächst beschädigten Brandstifter bei Neu Wulmstorf einen Kabelkanal an der Bundesbahnstrecke so erheblich, dass es zu einem Ausfall der Stellwerkstechnik zu erheblichen Störungen im Bahnverkehr kam. Die Hochbahn musste zwischen Stade und Neugraben zeitweise einen Ersatzverkehr für die S-Bahn einrichten, daher begann der Aufzug der rechtsextremen Initiative mit starker Verspätung erst am Nachmittag. Sie war eigentlich für 14 Uhr angemeldet.
Gegendemonstranten versuchten den Aufzug der Initiative durch Sitzblockaden zu verhindern. "Durch die starken Polizeikräfte konnte verhindert werden, dass es zu Auseinandersetzungen zwischen der linken und der rechten Szene kam", heißt es von Seiten der Polizei.
Schlägerein zwischen den Lagern seien demnach erst am Stader Bahnhof ausgebrochen. Dabei nahm die Polizei vier Personen vorläufig fest. Unbekannte haben außerdem am Horneburger Bahnhof den Pkw eines Teilnehmers der Initiative in Brand gesetzt. Trotz Einsatzes der Feuerwehr brannte das Fahrzeug vollständig aus. Die Polizei leitet ein Ermittlungsverfahren wegen Brandstiftung ein.
Fünf Polizisten leicht verletzt
Insgesamt sprachen die Beamten 34 Platzverweise aus, bei rund 150 Personen habe man die Personalien festgehalten. Zudem haben die Beamten elf Ermittlungsverfahren wegen Körperverletzung, Verstoßes gegen das Waffengesetz und das Betäubungsmittelgesetz sowie wegen Widerstandes gegen Vollstreckungsbeamte eingeleitet. Fünf Polizisten wurden bei dem Einsatz leicht verletzt.
Im Verlauf des Sonnabends kam es zu erheblichen Beeinträchtigungen und teils Ausfällen im Busverkehr. Bürger haben aber laut Gesamteinsatzleiter Torsten Oestmann "die sicherlich eingetretenen Beeinträchtigungen in der Stadt gelassen hingenommen."
Sie waren die friedlichsten aller Demonstranten: Viele haben die Straßen vor ihren Haustüren im Vorfeld der Demonstrationen mit Kreide bunt bemalt, andere warfen während der Aufmärsche Blumen vor die Füße der Demonstranten.
(ras)