Sachsens Innenminister packt aus: So gefährlich ist die Chemnitzer City

Erstveröffentlicht: 
06.09.2016

Chemnitz - Die Kriminalität im Stadthallenpark hat die große Politik erreicht: Innenminister Markus Ulbig (52, CDU) verkündete jetzt erschreckende Zahlen.

 

Im Vergleich zu 2013 ist ein Anstieg registrierter Straftaten von „über 20 Prozent“ zu verzeichnen!

 

Der Chemnitzer Landtagsabgeordnete Volkmar Zschocke (47, Grüne) hatte im Innenministerium eine Anfrage gestellt. 

 

Auf 35 Seiten listete das Innenministerium knapp 1300 registrierte Straftaten zwischen Januar 2015 und Juni 2016 auf - Diebstahl, Raub, Vergewaltigung, versuchter Totschlag.

 

Ulbig: „Als Platz mit ÖPNV-Anbindung und Verstecken in der Grünanlage bietet der Stadthallenpark für den Handel mit Betäubungsmitteln durch vor allem nichtdeutsche Jugendliche entsprechende Rahmenbedingungen.“ 

 

Im Juni seien gegen fünf Personen Aufenthaltsverbote für das Stadtzentrum erlassen worden.

 

Zschocke ist zwar für mehr Polizeipräsenz, aber gegen Razzien. „Komplexkontrollen müssen hinsichtlich Aufwand und Wirksamkeit gerechtfertigt sein.“ 

 

17 Drogendelikte, ein Diebstahl, ein Verstoß gegen das Waffengesetz - das ist die Bilanz von drei Razzien.

 

Polizeichef Uwe Reißmann (60) warnt die Kriminellen: „Es wird weiter Komplexkontrollen geben.“ 

 

Baudezernent Michael Stötzer (44, Grüne) hat bereits einige Büsche und Sträucher stutzen lassen. Er will zudem einzelne Bäume aus dem Stadthallenpark entfernen. Mehr Licht, weniger dunkle Gestalten, so sein Motto. Ein Ballspiel- und Alkoholverbot im Park lehnte Rot-Rot-Grün dagegen im Stadtrat ab.

 

Derweil setzen Stadt und Polizei auf die offenen Augen und Ohren der Händler in der City. Ulbig: „Deren Erkenntnisse werden in die Planung der Maßnahmen einbezogen.“

 

Vorbild CVAG - Kommentar von Ronny Licht


Schon lange wurde es gemunkelt, so richtig wusste es aber keiner. Jetzt haben wir es schwarz auf weiß: Die Straftaten in der City sind rund um den Stadthallenpark rasant gestiegen.

 

Die neuen Zahlen, die Innenminister Markus Ulbig (52, CDU) jetzt veröffentlichte, sprechen eine klare Sprache. Mehr als 20 Prozent Steigerung gelten bei Kriminalisten fast schon als dunkelrote Zahlen. Noch mehr Alarm-Signale kann es kaum geben.

 

Pseudo-Reaktionen wie abgeschnittene Hecken wirken da eher wie hektischer Aktionismus. Jeder aufmerksame Beobachter weiß, dass die Dealer längst mit selbst geschnittenen „Fenstern“ in der Außen-Hecke reagiert haben. Hier gibt’s quasi „Drogen to go“. Und als Fluchtweg bei Razzien taugen sie auch ganz gut.

 

Die CVAG hat mit einem Wachschutz das einstige Theater an der Zentralhaltestelle ziemlich gut beruhigt. Vielleicht sollte die Stadt mal drüber nachdenken, auch für den Park einen Sicherheitsdienst zu engagieren, wenn der eigene Ordnungsdienst nicht ausreicht. Denn eine lebendige, friedliche und pulsierende City ist die beste Werbung für unsere Stadt.