Frank Richter verlässt Chefposten der Landeszentrale für politische Bildung

Erstveröffentlicht: 
24.08.2016

Es ist das Ende einer Ära: Frank Richter, der „Pegida-Versteher und Chef der Landeszentrale für politische Bildung, wechselt nach fast acht Jahren den Job. Nach Informationen der Dresdner Neuesten Nachrichten soll der 56-Jährige am Ende des Jahres eine Funktion bei der Stiftung Frauenkirche übernehmen.

 

Dresden. Es ist das Ende einer Ära: Frank Richter, der „Pegida-Versteher und Chef der Landeszentrale für politische Bildung, wechselt nach fast acht Jahren den Job. Nach Informationen der Dresdner Neuesten Nachrichten soll der 56-Jährige am Ende des Jahres eine Funktion bei der Stiftung Frauenkirche übernehmen. Genaueres wolle der Stiftungsrat in nächster Zeit bekannt geben.

 

Der studierte Theologe Richter hatte die Landeszentrale im Februar 2009 übernommen und hatte dort schnell für Furore gesorgt. So trat er bereits zwei Jahre später als Moderator rund um die Aufmärsche von Neonazis am 13. Februar in Dresden auf. Richter sollte im Sinne der damaligen Oberbürgermeisterin Helma Orosz (CDU) demokratische Initiativen für das Gedenken an die Bombenangriffe koordinieren – angesichts der festgefahrenen politischen Lage an der Elbe nicht der schlechteste Ansatz und letztlich von Erfolg gekrönt.

 

Die ganz große Zeit aber kam für Richter erst in den Folgejahren. Im Zuge der deutschlandweiten Aufwallungen rund um die Aufmärsche von Pegida & Co. fungierte der ehemalige Seelsorger als das, was er immer getan hat: als Vermittler, der den Dialog partout nicht aufgeben will, als Moderator, der das Gespräch selbst mit den Organisatoren um Lutz Bachmann zu organisieren versuchte. Sein Motto dabei lautete: „Kommunikation kann schiefgehen. Nichtkommunikation geht schief.“ Unvergessen ist noch Richters Entscheidung, „seine“ Landeszentrale Anfang 2015 für eine Pegida-Pressekonferenz zu öffnen. Dafür musste er umgehend harsche Kritik einstecken. Es gab Rücktrittsforderungen, Politiker von SPD, Linken und Grünen schüttelten mit dem Kopf. Und einige meinten, Richter habe schlicht seine Funktion missbraucht. Besonders hart aber war die Tatsache, dass sich selbst der Chef der Bundeszentrale für politische Bildung, Thomas Krüger, meinte, Richter habe eine „rote Linie“ überschritten.

 

Seitdem macht das Wort vom Pegida-Versteher die Runde, und auch sonst tauchte der Name Richter stets dann auf, wenn es in Talkrunde und TV-Sendungen um Dresden, Sachsen und den angemessenen Umgang mit den Wutbürgern ging. Mittlerweile aber hat Richter die Tonlage verschärft, sein Urteil fällt strenger aus. Keine Bereitschaft zum Dialog gebe es bei manchen führenden Pegidisten, lautet nun die Erkenntnis. „Da wird gehetzt, da wird Stimmung gemacht.“ Ja, mehr noch: Er könne nicht ausschließen, so Richter, dass es Menschen gebe, die sich dadurch angestachelt fühlen – und dann tatsächlich Gewalt ausüben.

 

Nach dem Abitur in Großenhain hatte Richter Theologie studiert, wurde 1987 zum katholischen Priester geweiht. Zur Wende war er Mitbegründer der Gruppe der 20 in Dresden, die den Dialog mit den Repräsentanten des DDR-Regimes suchte.