Das sächsische Sozialministerium wird keine offizielle Obdachlosenstatistik für den Freistaat erstellen lassen. Das teilte das Ministerium auf Anfrage von MDR SACHSEN mit. Ein solches Monitoring sei nicht sinnvoll, da man damit die Ursachen für Wohnungslosigkeit nicht ergründen könne, hieß es. Zudem sei Obdachlosigkeit vor allem in Großstädten wie Leipzig und Dresden ein Problem, diese Kommunen müssten selbst passende Lösungen finden.
Die Obdachlosenstatistik war von der Opposition gefordert worden. Grüne und Linke kritisierten, es sei auch darum gegangen, mit offiziellen Zahlen zur Wohnungslosigkeit eine Grundlage für sozialpolitische Entscheidungen zu bekommen. Zurzeit erhebt nur die Diakonie in unregelmäßigen Abständen Fakten zur Obdachlosigkeit. Die letzte Zahl stammt aus dem Jahr 2014. Damals waren 1.500 Menschen ohne feste Wohnung den Helfern bekannt.
In Dresden gibt es neun Übergangsheime für Obdachlose mit insgesamt 300 Plätzen. Heilsarmee und Kirchen stellen in den Wintermonaten zusätzliche Plätze zur Verfügung. In Leipzig leben bis zu 800 Menschen zumindest zeitweise in Notunterkünften oder von der Stadt angemieteten Wohnungen. Wirklich obdachlos seien nur wenige Menschen, hieß es aus dem Sozialamt. Auch ihnen stünden Übernachtungshäuser offen.
Flüchtlingsspenden auch für Obdachlose
Unterdessen könnten in Sachsen den Obdachlosen demnächst immer mehr
Spenden für Flüchtlinge zugute kommen. Die Flüchtlingszahlen sinken, die
Sachspendenzentralen der Wohlfahrtsorganisationen und der engagierten
Helfer funktionieren hingegen immer routinierter. Zudem würden von den
Bürgern fast nur noch Dinge abgegeben, die wirklich benötigt würdenm
hieß es von den Johannitern. Das erleichtert die Arbeit beim Sortieren
der Spenden.
Die Sachspendenzentrale Leipzig unterstützt mit für
Flüchtlinge abgegebenen Dingen bereits Obdachlose. Auch Streetworker in
der Messestadt könnten Spenden an Bedürftige verteilen.
In den
Spendenzentralen der Johanniter in Zwickau, Dresden und Kirchberg werden
Spenden bisher nur an bedürftige Flüchtlinge verteilt. Sprecher Julian
Rossig sagte jedoch, längerfristig wollten auch die Johanniter überall
dort helfen, wo Hilfe benötigt werde.