Diebstahl, Drogen und Gewalt - Warum immer mehr Ausländer in Sachsens Gefängnissen sitzen

Erstveröffentlicht: 
15.08.2016

Sachsens Justizminister Sebastian Gemkow hat neulich die Bilanz seines Ministeriums für das Jahr 2015 vorgestellt und die wimmelte vor Zahlen. Eine ließ aufhorchen: der Anteil der Ausländer in sächsischen Gefängnissen. Er ist wesentlich höher als der Anteil der Ausländer an der Bevölkerung. Warum ist das so?

 

Von Ine Dippmann

 

Es ist ein Trend, der sich auch in diesem Jahr fortsetzt. Zum Stichtag, am 10. August, waren in Sachsen knapp 3.500 Gefangene inhaftiert. Mehr als 800 von ihnen sind ausländische Gefangene, also knapp 24 Prozent aller Gefängnisinsassen. Der Anteil ausländischer Mitbürger an der sächsischen Bevölkerung liegt aber nur bei annähernd vier Prozent. 

 

Grenznähe als Grund

 

Viele Gefangene stammen aus Osteuropa - für Sachsens Justizminister Sebastian Gemkow nicht überraschend. Er verweist auf die Grenzlage zur Tschechischen Republik und zu Polen. Sie bedinge, dass grenzüberschreitende Kriminalität hier in einem besonderen Focus bei diesen Landsmannschaften stehe. Das spiegele sich auch bei den Delikten ungefähr so wieder. Das heißt, man sehe hier viel Diebstahl, aber auch Bandendiebstahl.

Zum Beispiel bei Autoschieberei. Landen diese Kriminellen im Gefängnis, erhöhen sie den Anteil der Ausländer im Knast im Vergleich zum Ausländeranteil in Sachsen insgesamt. Auffällig in der Statistik sind Kriminelle aus Polen, Tschechien und Georgien - knapp 270 Insassen sächsischer Gefängnisse stammen aus diesen Ländern. 

 

Zusammensetzung ändert sich


Doch die Zusammensetzung wandelt sich. Der Anteil Strafgefangener aus Nordafrika nimmt zu: Am 10. August stammten 240 Häftlinge aus Tunesien, Marokko, Libyen und Algerien. Sie sind überwiegend wegen Diebstahl, Raub und Drogendelikten verurteilt worden.

Hier sieht auch Gemkow seit dem vergangenen Jahr einen deutlichen Anstieg. Das lässt für ihn durchaus den Schluss zu, dass es mit der Flüchtlingssituation in Zusammenhang steht. 

 

Kein neues Phänomen


Warum Menschen kriminell werden, das erfasst die Statistik des Justizministers nicht. Eine Erklärung, so der CDU-Politiker, sei, dass junge Männer generell auffällig würden im Bereich von Straftaten, besonders bei Gewaltstraftaten. Das sei ein Phänomen, das man über alle Länder hinweg beobachten könne. Möglicherweise habe das auch damit zu tun, dass, wenn besonders viele junge Männer hierher kämen, damit auch eine erhöhte Delinquenz einer solchen Gruppe einhergehe.

Das Phänomen ist nicht neu - Kriminologen untersuchen es seit Langem. Anton Sterbling, Professor an der Hochschule der Sächsischen Polizei in Rothenburg, kommt bei seinen Modellrechnungen zu dem Schluss, dass die Kriminalitätsneigung der Zuwanderer weit höher ist als die der Einheimischen.

Für den sächsischen Justizminister Gemkow bieten die Zahlen der ausländischen Häftlinge aber nicht nur eine negative Interpretation. Sie zeigten auch, dass die sächsische Justiz, letztlich auch die sächsische Polizei handlungsfähig sei, dass Tatverdächtige gestellt werden könnten, dass die Ermittlungen zum Erfolg führten und dass es letzten Endes eben auch zu Verurteilungen komme, wie man anhand der Statistik sehen könne. 

 

Integration würde helfen


Soziologen sehen die Gründe für die erhöhte Kriminalität unter anderem in der Lebenslage der Zuwanderer. Wenn Menschen nicht in die Gesellschaft integriert sind, steigt das Risiko, dass sie kriminell zu werden, darin ist man sich einig. Zentral sei der Zugang zu Bildung und Arbeit.