Sachsens Justizminister Sebastian Gemkow hat neulich die Bilanz seines Ministeriums für das Jahr 2015 vorgestellt und die wimmelte vor Zahlen. Eine ließ aufhorchen: der Anteil der Ausländer in sächsischen Gefängnissen. Er ist wesentlich höher als der Anteil der Ausländer an der Bevölkerung. Warum ist das so?
Von Ine Dippmann
Es ist ein Trend, der sich auch in diesem Jahr fortsetzt. Zum Stichtag, am 10. August, waren in Sachsen knapp 3.500 Gefangene inhaftiert. Mehr als 800 von ihnen sind ausländische Gefangene, also knapp 24 Prozent aller Gefängnisinsassen. Der Anteil ausländischer Mitbürger an der sächsischen Bevölkerung liegt aber nur bei annähernd vier Prozent.
Grenznähe als Grund
Viele Gefangene stammen aus Osteuropa - für Sachsens Justizminister 
Sebastian Gemkow nicht überraschend. Er verweist auf die Grenzlage zur 
Tschechischen Republik und zu Polen. Sie bedinge, dass 
grenzüberschreitende Kriminalität hier in einem besonderen Focus bei 
diesen Landsmannschaften stehe. Das spiegele sich auch bei den Delikten 
ungefähr so wieder. Das heißt, man sehe hier viel Diebstahl, aber auch 
Bandendiebstahl. 
Zum Beispiel bei Autoschieberei. Landen diese 
Kriminellen im Gefängnis, erhöhen sie den Anteil der Ausländer im Knast 
im Vergleich zum Ausländeranteil in Sachsen insgesamt. Auffällig in der 
Statistik sind Kriminelle aus Polen, Tschechien und Georgien - knapp 270
 Insassen sächsischer Gefängnisse stammen aus diesen Ländern. 
Zusammensetzung ändert sich
Doch die Zusammensetzung wandelt sich. Der Anteil Strafgefangener aus 
Nordafrika nimmt zu: Am 10. August stammten 240 Häftlinge aus Tunesien, 
Marokko, Libyen und Algerien. Sie sind überwiegend wegen Diebstahl, Raub
 und Drogendelikten verurteilt worden. 
Hier sieht auch Gemkow 
seit dem vergangenen Jahr einen deutlichen Anstieg. Das lässt für ihn 
durchaus den Schluss zu, dass es mit der Flüchtlingssituation in 
Zusammenhang steht. 
Kein neues Phänomen
Warum Menschen kriminell werden, das erfasst die Statistik des 
Justizministers nicht. Eine Erklärung, so der CDU-Politiker, sei, dass 
junge Männer generell auffällig würden im Bereich von Straftaten, 
besonders bei Gewaltstraftaten. Das sei ein Phänomen, das man über alle 
Länder hinweg beobachten könne. Möglicherweise habe das auch damit zu 
tun, dass, wenn besonders viele junge Männer hierher kämen, damit auch 
eine erhöhte Delinquenz einer solchen Gruppe einhergehe.
Das 
Phänomen ist nicht neu - Kriminologen untersuchen es seit Langem. Anton 
Sterbling, Professor an der Hochschule der Sächsischen Polizei in 
Rothenburg, kommt bei seinen Modellrechnungen zu dem Schluss, dass die 
Kriminalitätsneigung der Zuwanderer weit höher ist als die der 
Einheimischen. 
Für den sächsischen Justizminister Gemkow bieten 
die Zahlen der ausländischen Häftlinge aber nicht nur eine negative 
Interpretation. Sie zeigten auch, dass die sächsische Justiz, letztlich 
auch die sächsische Polizei handlungsfähig sei, dass Tatverdächtige 
gestellt werden könnten, dass die Ermittlungen zum Erfolg führten und 
dass es letzten Endes eben auch zu Verurteilungen komme, wie man anhand 
der Statistik sehen könne. 
Integration würde helfen
Soziologen sehen die Gründe für die erhöhte Kriminalität unter anderem in der Lebenslage der Zuwanderer. Wenn Menschen nicht in die Gesellschaft integriert sind, steigt das Risiko, dass sie kriminell zu werden, darin ist man sich einig. Zentral sei der Zugang zu Bildung und Arbeit.
