Die Polizei hat am Sonntag eine Veranstaltung der rechtspopulistischen Partei „pro NRW“ in Köln vorzeitig aufgelöst. Ihr Demonstrationszug, der direkt an der Kundgebung von mehr als 30 000 Erdogan-Anhängern vorbei führen sollte, fiel aus.
Nach Angaben der Polizei wurden in der Spitze rund 330 Teilnehmer am Treffpunkt vor dem Kölner Hauptbahnhof gezählt. „Pro NRW“-Chef Markus Beisicht und Demo-Anmelderin Ester Seitz riefen dort zu einer rechten Einheit auf. Ihr Publikum dürfte dem Ziel eines „Burgfriedens“ schon einmal nahegekommen sein. Nach Köln gereist waren unter anderem Mitglieder von NPD und „Die Rechte“, Anhänger der „Identitären Aktion“ sowie rechte Hooligans.
Vor allem die rund 50-köpfige Hool-Fraktion sorgte dafür, dass die Veranstaltung letztlich scheiterte. Schon an ihrem Vorabtreffpunkt hatten sie sich mit Alkohol reichlich eingedeckt. Das war aus der Sicht der Polizei nicht die einzige Auffälligkeit. Ohne Alkohol kamen sogar einige der Ordner nicht aus. Bei der Kontrolle der Teilnehmer stellten die Beamten zudem Quarzsandhandschuhe und Pfefferspray sicher. Insgesamt beschrieb die Polizei die Stimmung als aggressiv und unkooperativ. Versammlungsleiterin Seitz fiel der Polizei unangenehm auf, weil sie zu einem Demo-Aufzug aufrief, der ihr unmittelbar zuvor untersagt worden war.
„Überfälliger nationaler Durchbruch ausgeblieben“
Nachdem in der vorigen Woche auch in Hooligan-Kreisen für die Kölner Veranstaltung mobilisiert worden war, hatte die Polizei mit deutlich mehr Teilnehmern gerechnet. Auch die Demo-Organisatoren hatten eine stärkere Beteiligung erwartet. Einer der Redner, der Münchner BIA-Stadtrat Karl Richter, resümierte am Ende des Tages: „Wir wollen uns nichts in die eigene Tasche lügen: weder der längst überfällige nationale Durchbruch noch das lange ersehnte Fanal der Wende in unserem Land ging heute Nachmittag von der Kölner Anti-Erdogan-Demonstration aus.“
Nicht nur quantitativ verfehlten die Demo-Organisatoren ihr Ziel. Ihr rechter „Schulterschluss“ der verschiedenen Gruppen und Parteien wies auch Lücken auf. Mit von der Partie waren zwar „Die Rechte“-Neonazis wie Siegfried Borchardt und NPDler wie deren Landeschef Claus Cremer oder Karl Richter, der mit seiner Rede gegen das „verkommene Parteienregime“ die Stimmung anheizte. Doch andere aus dem extrem rechten Spektrum fehlten. Erwartungsgemäß hielten sich jene ehemaligen „pro NRW“-Mitglieder fern, die sich mit Beisicht zerstritten haben und zu „pro Deutschland“ gewechselt sind. Aber auch die Republikaner, um deren Gunst die Veranstalter bis vor wenigen Tagen gebuhlt hatten, mieden die „pro NRW“-Aktion.