Mittwoch Morgen begann die Berliner Polizei unter der Leitung des Innensenators Henkel mit der Teilräumung des autonomen Wohnprojekts Rigaer 94 in Berlin Friedrichshain. Dabei wurden insbesondere die Kadterschmiede, sowie die Werkstatt von der Polizei gewaltsam geräumt. Privatgegenstände der Bewohner_innen wurden weggeschmissen, Menschen ihr Lebensraum genommen und seitdem herrscht permanente Polizeipräsenz, während Handwerker_innen, mit der Renovierung der geräumten Flächen beginnen.
Offiziell sollen die Räume geflüchteten Menschen zur Verfügung gestellt werden. Doch wird dabei verschwiegen, dass die in dieser Gegend durchschnittlichen Mietpreise von den zuständigen Behörden nicht übernommen werden. Es ist klar, dass hier Geflüchtete und die Bewohner_innen der Rigaer 94 gegeneinander ausgespielt werden, damit die vermeintlichen Schandflecke Berlins ohne großen Aufsehens Stück für Stück der Verwertungslogik unterworfen werden.
Die Rigaer 94 steht dabei sinnbildlich für das immer weitere Zurückdrängen alternativer Lebensentwürfe, für die Absage an emanzipatorische, progressive Projekte und nichts anderes als die Durchkapitalisierung sämtlicher Lebensbereiche. Gentrifizierung ist zum Mainstream der Mitte erhoben worden. Chice Kaffees, hippe Clubs und unbezahlbare Neubauten, prägen schon jetzt einen Großteil der Städte und drängen immer mehr Menschen auf das gesellschaftliche Abstellgleis.
Dass dies ein grundsätzliches Problem ist, von dem wir alle betroffen sind, zeigt sich auch in Regensburg. Seit Jahren findet hier eine schleichende Gentrifizierung statt. Freiräume für Kultur und Politik sind kaum zu realisieren, vergangene Versuche dem monotonen Mainstream etwas entgegen zusetzen, wie z.B. der ehemalige Kulturverein L.E.D.E.R.E.R. mussten aufgegeben werden. Alternativen gibt es aktuell nicht. Räume sind so gut wie nicht vorhanden bzw. nicht zu finanzieren.
Die Regierung der Stadt selbst hat nur wenig Interesse hier Abhilfe zu schaffen. Stattdessen wird mit etwa einer viertel Millionen Euro Jährlich das “Degginger“ als Raum für Kultur unterstützt und als eigenes Aushängeschild einer vorwärtsgewandten, offenen, kulturell vielfältigen Stadt angepriesen. Doch auch hier findet sich der selbe Einheitsbrei, wie er in allen anderen “Kultureinrichtungen“ anzutreffen ist.
Die Stadt ist der Ort unseres sozialen Protestes. Recht auf Stadt bedeutet umfangreiche Partizipationsmöglichkeit am gesellschaftlichen Leben für alle. Die Stadt gehört den Menschen, die sie mit Leben füllen. Die um sich greifende Kapitalisierung von Freiräumen und Lebensräumen, die Gentrifizierung ganzer Städte ist ein Angriff auf emanzipatorische und selbstgewählte Lebensführung. Doch die uns umgebende Ordnung ist von Asphalt bedeckt - unter ihm wartet der Sandstrand. Stets von neuem müssen wir ihn aufbrechen.
Denn solange der Kapitalismus besteht, suchen wir den goldenen Presslufthammer!
Solidarität mit der Rigaer 94 und allen anderen emanzipatorischen Freiräumen!
#luegenhenkel #tagx+x #fckcps