Der Brand eines Opel und eines BMW ruft jetzt den Staatsschutz auf den Plan. Es deutet einiges auf linksextreme Täter und eine Racheaktion für einen Polizeieinsatz hin.
Der Fall von zwei brennenden Autos am Neustädter Markt könnte nun eine neue Wendung bekommen. Offenbar war der Brandanschlag auf einen BMW und einen Opel Astra Kombi gegen drei Uhr morgens am Donnerstag nicht das Werk eines gewöhnlichen Pyromanen, sondern politisch motiviert. Dies legt zumindest ein Bekennerschreiben mit dem Titel „Thyssen Krupps Lagerfeuer“ auf dem einschlägig bekannten linksgerichteten Internetportal „indymedia“ nahe. Darin heißt es, ThyssenKrupp sei Deutschlands größtes Rüstungsunternehmen und schlage „aus Not, Elend und Vertreibung Profit“ und endet mit: „Profiteure von Kriegen angreifen“.
Der zerstörte Opel Kombi gehört zur Thyssen-Krupp-Sparte Aufzugsbau. Mutmaßlich handelt es sich um den Dienstwagen eines Monteurs oder Vertreters. Dieses Auto wurde von den bislang unbekannten Tätern angezündet. Auf den BMW hatten die Flammen dann übergegriffen. Ob das auf linksextreme Kreise hindeutende Bekennerschreiben echt ist, prüft die Kriminalpolizei. „Wir gehen dem nach“, sagt Polizeisprecher Marko Laske. „Deshalb ermittelt der Staatsschutz und nicht das Branddezernat.“ Es wäre nicht der erste politisch motivierte Brandanschlag in Dresden. Seit Oktober wurden mehrmals Autos von Teilnehmern der montäglichen Pegida-Demonstrationen angezündet, so Ende Januar, als zehn Stück nahe der Marienbrücke brannten, ein weiteres wurde beschädigt. Die Fälle von brennenden Autos in Dresden haben stark zugenommen. Laut Polizeisprecher Laske sei Ende Juni bereits das Niveau des gesamten Vorjahres erreicht worden. Wurden 2015 insgesamt 17 Autos in Brand gesetzt, sind es bis jetzt schon 18.
Autos brennen in mehreren Städten
Dabei erfasst die Statistik nur die angezündeten Autos – daneben geparkte und durch übergreifende Flammen beschädigte Fahrzeuge nicht. Auch die Taten des Gorbitzer Zündlers sind darunter. Polizisten nahmen den Mann im Herbst fest, nachdem im Stadtteil in einer Nacht elf Fahrzeuge ein Opfer der Flammen wurden.
Die Zerstörung der Autos am Neumarkt dürfte indes keine isolierte Tat sein. Im Bekennerschreiben steht weiter: „Wir hoffen, dass die Rauchsäule bis Berlin zu sehen war und beteiligen uns an der angekündigten 1 Million Sachschaden für die Angriffe auf unsere Räume.“ Wird hier auf einen Polizeieinsatz im Berliner Bezirk Friedrichshain Bezug genommen? Am Mittwoch war ein Haus der linksextremen Szene geräumt worden, weil der Besitzer in dem von Autonomen bewohnten Gebäude Flüchtlingswohnungen einrichten will. Es stand auch zuvor schon im Fokus von Ausschreitungen. Linksextreme hatten zu Jahresbeginn verkündet, für jeden „Angriff“ auf eines ihrer „Projekte“ einen Schaden in Höhe von einer Million Euro anrichten zu wollen.
„Es besteht die Möglichkeit, dass der Brand am Neustädter Markt in Zusammenhang mit den Geschehnissen in Berlin steht“, sagt Polizeisprecher Laske. Als in der Nacht zu Donnerstag der Anschlag auf den Dresdner Thyssen-Opel erfolgte, kam es zu gewaltsamen Ausschreitungen in vier Berliner Bezirken, ebenso in der Nacht zu Freitag. Dabei brannten Autos sowie Mülltonnen. Die Randale war am Mittwochnachmittag auf „indymedia“ angekündigt worden: „Wir sind scheiße wütend, lasst es richtig knallen, schafft viele Gefahrengebiete, stürzt Berlin ins Chaos!“ Diese Aufforderung hat auch Dresden und Leipzig erreicht. In Leipzig brannten in der Nacht zu Donnerstag sieben Autos des Immobilienunternehmens CG-Gruppe, die in Dresden und Berlin-Friedrichshain baut – aus „Solidarität mit Berlin“, so ein weiteres Bekennerschreiben bei „indymedia“.
Ob die Täter der Dresdner Brandanschläge gefasst werden, bleibt offen. Im Falle der zerstörten Autos von Pegida-Anhängern sei bislang kein Tatverdächtiger ermittelt worden, sagt Polizeisprecher Laske. Aber die Suche nach den Brandstiftern gehe weiter. (mit fak)