Führungsstreit eskaliert - Pegida-Verein will Tatjana Festerling ausschließen

Erstveröffentlicht: 
16.06.2016

Tatjana Festerling und Lutz Bachmann gehen nun endgültig getrennte Wege. Das Organisationsteam des fremden- und islamfeindlichen Pegida-Bündnisses kündigte in einer Erklärung den Ausschluss von Tatjana Festerling aus dem Pegida-Verein an. Ihr Ausschluss soll bei der nächsten Vereinssitzung beschlossen werden.

 

"Vereinsschädigendes Verhalten"


Festerling galt lange Zeit als weiblicher Kopf neben Pegida-Chef Lutz Bachmann. Im vergangenen Jahr trat die 52-Jährige bei der Dresdner Oberbürgermeisterwahl an – als unabhängige, aber von Pegida unterstützte Kandidatin. Nun wird ihr in einem bei Facebook verbreiteten Text "vereinsschädigendes Verhalten" vorgeworfen. Hintergrund ist demnach die Weigerung Festerlings, dem "Orgateam" ihre Redemanuskripte vorab vorzulegen.

Außerdem sei sie ohne Absprache für Pegida aufgetreten und habe Interviews im Namen der "Patriotischen Europäer gegen die Islamisierung des Abendlandes" gegeben. Als Beispiele werden Festerlings Forderung nach einem "Säxit", dem Austritt Sachsens aus der Bundesrepublik, oder auch ihr Aufruf, aus Protest gegen die Politik mittwochs nichts mehr einzukaufen, genannt. 

 

Leider hat uns Tatjana Festerling wiederholt in Erklärungsnöte gebracht, indem sie Punkte in die Welt setzte, von denen wir als Orgateam selbst mehr als überrascht waren ( ... ).

Pegida-Verein Facebook

 

Festerling: "Bachmann lügt"


Festerling reagierte am Donnerstagmittag mit einer Erklärung auf die von Pegida erhobenen Vorwürfe. Auf ihrer Homepage und bei Facebook heißt es: "Bachmann lügt". Eigenen Aussagen zufolge wurde sie bereits im April vom Verein ausgeschlossen. Am 18. April habe ihr Lutz Bachmann zudem Redeverbot erteilt. Sie sei etwa zwei Wochen später von Pegida aufgefordert worden, auf der Bühne ihren Rücktritt zu erklären. Das habe sie abgelehnt.

Für Zwist innerhalb der Islamfeinde sorgt offenbar auch der Umgang mit der AfD. Während sie für einen "verdeckten" Wahlaufruf für die AfD gerügt worden sei, suche Pegida nun selbst den Schulterschluss, wie der Auftritt von Siegfried Däbritz bei der AfD in Erfurt gezeigt habe. "Das Motiv für den plötzlichen Stimmungswechsel in Sachen AfD von Lutz Bachmann und Siegfried Däbritz ist jedoch ein ganz anderes: Man mache das, um Frauke Petry zu stürzen. Für diese Aussagen gibt es Beweise", so Festerling. 

 

Solidaritätsbekundungen für Festerling


Festerling ist schon seit April montags nicht mehr bei Pegida aufgetreten. Anhänger quittierten das mit Plakaten wie "Tatjana, wir vermissen dich" oder "Pegida ohne Tatjana ist wie Dresden ohne Zwinger".

Die Abspaltung Festerlings von Pegida wurde bereits Mitte Mai deutlich. Am Pfingstmontag hatte sie in Dresden zu einer Kundgebung des Bündnisses "Fortress Europe" aufgerufen. Rund 2.000 Menschen kamen damals zu der Veranstaltung am Goldenen Reiter - darunter auch viele Pegida-Anhänger. Als Redner traten Islam-Feinde unter anderem aus Polen, Australien und Dänemark auf.

 

Der Bruch mit Festerling ist nicht der erste in der Pegida-Bewegung. Im Januar 2015 verließen auch das frühere weibliche Pegida-Gesicht Kathrin Oertel und fünf weitere Mitstreiter das Bündnis. Pegida stand kurzzeitig ohne Führung da, weil sich Bachmann zu diesem Zeitpunkt ebenfalls zurückgezogen hatte. Oertel und René Jahn hatten danach versucht, einen eigenen Verein auf die Beine zu stellen. Das ist ihnen allerdings nicht gelungen.