BKA sucht nach Aufnahmen mit deutschen Gewalttätern

Erstveröffentlicht: 
14.06.2016

Kriminalisten hoffen auf Fotos und Videos von Ausschreitungen bei EM

 

Lille/Leipzig/Dresden. Das deutsche Bundeskriminalamt (BKA) bittet Augenzeugen um Fotos und Videoaufnahmen, auf denen die gewaltsamen Ausschreitungen von Fans vor dem Auftaktspiel der deutschen Mannschaft bei der Fußball-Europameisterschaft zu sehen sind. Die Ermittler vermuten, dass sich auch deutsche Hooligans an den Krawallen am Sonntagnachmittag beteiligt haben. Das BKA hat dazu eine Webseite im Internet eingerichtet, auf der Dateien elektronisch an die Ermittler versendet werden können. Auf www.bka-hinweisportal.de können Zeugen ihre Aufnahmen hochladen und weitere Hinweise in das Formular eintragen.

Bei Sportgroßveranstaltungen im Ausland koordiniert das BKA die Ermittlungen nach deutschen Tatverdächtigen, die sich an gewalttätigen Ausschreitungen beteiligt haben. Hintergrund davon sind die Vorfälle bei der Weltmeisterschaft 1998 in Frankreich, als der Beamte Daniel Nivel von deutschen Hooligans lebensgefährlich verletzt wurde.

Dass sich auch gewaltbereite Fußballfans aus Sachsen bei der EM aufhalten, hat am Dienstag die Dresdner Polizei bestätigt. Auf einem Foto aus dem Kurznachrichtendienst Twitter, das in Lille angefertigt wurde, erkannten die Ermittler rund zehn Personen, die zum Umfeld von Dynamo Dresden gehören. Das sagte Polizeisprecher Thomas Geithner auf Anfrage der Dresdner Neuesten Nachrichten. Die Männer gehörten zu einer Gruppe von etwa 50 Personen, die mit einer Reichskriegsflagge vor dem Bahnhof der französischen Stadt posierten. Sie seien von szenekundigen Beamten identifiziert worden, sagte Geithner. Dabei handelt es sich um Spezialisten der Polizei, die regelmäßig bei Dynamo-Spielen im Einsatz sind und dabei auch Kontakt zu Fangruppierungen haben.

Noch seien aber nicht die Namen und Adressen von allen Beteiligten genau bekannt, so der Sprecher. Ist die Identifizierung erledigt, sollen sie sogenannte Gefährderanschreiben bekommen. In solchen Schreiben warnt die Polizei potenzielle Störer und gibt ihnen zu verstehen, dass sie im Fokus der Beamten sind.

Wo sich die mutmaßlichen Dynamo-Anhänger, die nicht ausschließlich aus Dresden stammen, derzeit aufhalten, ist den Beamten nicht bekannt. Das heißt, dass sie die Gefährderanschreiben vorerst vermutlich nicht erreichen. „Wir vermuten, dass sie bis einschließlich des Spiels gegen Polen in Frankreich bleiben, da die gewaltbereite Szene diesem Spiel die höchste Bedeutung beimisst“, so Geithner. Dieses EM-Spiel findet am Donnerstagabend in Paris statt.

Sollte einer der Hooligans in Frankreich von der Polizei gestellt werden, können die Beamten vor Ort auf einen Fachmann aus Dresden bauen. Der Polizist steht den Beamten als Ansprechpartner zur Verfügung, so Geithner. Ob die zehn Dynamo-Anhänger an den Krawallen in Lille beteiligt waren, ist aber nicht bekannt.