Hört! Hört! Es ist mal wieder „schwarz-rot-geil“-Zeit. Deutschland spielt bei der Fußball-Europameisterschaft der Männer mit und alles andere wird zur lästigen Nebensache. Ähnlich der vergangenen Weltmeisterschaften werden Flaggen geschwenkt, Autos mit unsinnigstem Deutschland-Schmuck verziert und das alles nur, um endlich mal wieder dem Nationalgefühl freien Lauf zu lassen. Da sind dann auch mal ganz schnell alle gesellschaftlichen Probleme vergessen, denn das "Volk" hat ja wieder seine gemeinsamen Spiele.
Der Fußball spielt dabei nur eine Nebenrolle, denn viele Menschen nutzen diese Gelegenheit, um ihre Liebe zur Nation offen zur Schau zu stellen. Alles in allem dient ein solches sportliche Ereignis vor allem einem: der Identifikation mit der eigenen Nationen – in diesem Fall mit Deutschland. Eine solche Identifikation mit dem nationalen Kollektiv und deren ideologische Konstruktion eines „Wir“ und „Ihr“, geht auch immer mit gesellschaftlich tief verwurzelten Ausgrenzungsmechnanismen einher. So wirken Events, wie die nun stattfindende Fußball-EM, auch immer als ein Katalysator für Rassismus, Nationalismus, Sexismus, sowie LGBTT(I)-A-Q-Feindlichkeit[1].
Vor allem in Sachsen lässt dies nichts Gutes erwarten. So wie 2008, wo nach dem EM-Halbfinale in Dresden mehrere Imbisse von Vermummten angegriffen wurden, dabei wurden mindestens zwei Menschen verletzt. Für die Menschen, die von solchen Ausgrenzungsmechanismen konkret betroffen sind und für diejenigen, die nicht in das Bild der völkischen Gemeinschaft passen, stellt solch ein sportliches Großereignis ein reale Gefahr für die persönliche Unversehrtheit dar! So wird auch das Public-Viewing schnell zum Ausgangspunkt von rassistischen Angriffen. Wozu der deutsche Mob in der Lage ist zeigte sich nicht nur zuletzt in Heidenau, Freital, Clausnitz, Tröglitz uvm. Auf dem Platz stehen sich nicht mehr zwei Fußballmannschaften gegenüber, sondern da geht es gleich mal um den "Kampf" zwischen zweier Nationen.
Wir vergessen nicht wozu diese Vorstellungen führen. Wir gedenken an Nuno Lourenço, der am 04. Juli 1998 während der damaligen Fußball-WM zum Opfer rassistischer Gewalt wurde und später am 29.12.1998 an den Folgen seiner schweren Verletzungen starb. Wir vergessen auch nicht, die seit Monaten andauernden sozialen Kämpfe in Frankreich. Aber warum auch ausführlicher darüber berichten? Es ist ja schließlich Fußball-EM und da hat so etwas keinen Platz in der öffentlichen Wahrnehmung. Dies sind nur zwei exemplarische Beispiele dafür, warum wir am 16.06.2016 – ab 20:00 Uhr – unsere Kundgebung vor der Südbrause am Connewitzer Kreuz veranstalten werden!
[1]: Lesbian, Gay, Bi-, Transsesexual, Transgender, (Intersexual)-Asexual-Queer
Donnerstag / 16.06.2016 / 20.00 Uhr / Südbrause Connewitz Kreuz