Nicht zum ersten Mal sorgen russische Hooligans in europäischen Stadien für wüste Szenen. Die Spuren der Randalierenden führen bis zum Staatsoberhaupt Wladimir Putin.
Wer ist für die Ausschreitungen von Marseille verantwortlich? Mit dieser Frage befasst sich seit heute Sonntag die Uefa, die mittlerweile mit dem EM-Ausschluss der Engländer und Russen droht. «Dass es zu Krawallen kam, ist nicht überraschend», sagt Pawel Klymenko.
«Russische Hooligans kamen mit kostenlosen Charterflügen nach Frankreich, die der VOB, der Dachverband der russischen Fussballfans, organisierte», sagt Klymenko, der beim Netzwerk Fare, einem offiziellen Partner der Uefa, für Osteuropa zuständig ist. Es ist nicht das erste Mal, dass russische Hooligans und der VOB für negative Schlagzeilen sorgen.
Bereits bei der EM 2012 in Polen und der Ukraine wurden die Auftritte der Sbornaja von Gewaltexzessen russischer Hooligans begleitet. Und immer mittendrin war Aleksandr Schprygin, Chef und Gründer des VOB und ehemaliges Mitglied des Exekutivkomitees des Verbandes für Sicherheit und Fan-Kontakte (RFS). Heute sitzt Schprygin noch immer im Sicherheitskomitee des RFS. Dass man Schprygin in dieser Funktion eine Fehlbesetzung nennen kann, zeigt seine Vergangenheit.
In den 1990er Jahren war Schprygin nicht nur Hooligan von Dynamo Moskau, sondern auch ein führender Kopf der russischen Neo-Nazi-Szene. Fotos, auf denen er mit Hitlergruss zu sehen ist, kursieren bis heute im russischen Internet. Seiner Karriere hat es nicht geschadet. Schprygin durfte mit dem russischen Präsidenten Wladimir Putin schon öffentliche Auftritte absolvieren. Doch sein wahrer politischer Schutzpatron ist der Duma-Abgeordnete Igor Lebedew, Sohn des Rechtspopulisten Wladimir Schirinowski. Eine Beziehung, die Schprygin nutzt.
Trotz einem Korruptionsskandal ist der VOB weiterhin für die Organisation der Auswärtsfahrten von russischen Fans verantwortlich und nicht der RFS. Was erklärt, weshalb viele Hooligans die Reise nach Marseille antreten konnten.