[Halle] Versuchter Totschlag: Eskalation der Gewalt auf der Ziegelwiese

Erstveröffentlicht: 
04.04.2016

Halle (Saale) - Die Polizei in Halle setzt nur wenige Stunden nach der blutigen Attacke auf einen 24-Jährigen auf der Ziegelwiese am Samstagmorgen auf die Hilfe von möglichen Zeugen und bittet um Mithilfe.


Bislang ist zwar noch immer unklar, womit der Mann gegen Mitternacht am Westufer der Ziegelwiese brutal niedergestochen wurde. Doch inzwischen können die Ermittler des Fachkommissariats 2 der Polizeidirektion Sachsen-Anhalt Süd nach intensiven Befragungen rund um den Tatort eingrenzen, dass der Täter einer fünf- bis sechsköpfigen Gruppe angehörte.

Angreifer wohl zwischen 20 und 25 Jahren alt

Vermutlich im Streit um Bekleidung, die gern von Anhängern der rechten Szene getragen wird, kam es aus dieser Gruppe heraus zu der Attacke, in deren Folge der 24-Jährige mit mehreren Stichen im Oberkörper schwer verletzt wurde.

Die Polizei geht davon aus, dass der Angreifer zwischen 20 und 25 Jahre alt ist. Er gehörte zu jener jetzt gesuchten Gruppe von Männern, die zwischen 23 Uhr am Freitag und 1 Uhr am Samstag am Riveufer, auf der Peißnitz, auf der Ziegelwiese und auf der Peißnitzstraße unterwegs war.

Zeugen könnten, so eine Sprecherin der Polizei, etwa auf Zigaretten angesprochen worden sein. Tatsächlich hatte einer der gesuchten Männer ein T-Shirt der Marke „Thor Steinar“ an – vor allem im rechten Spektrum beliebt. Das war zunächst nach Aussagen von Zeugen aus einer Gruppe, zu der das Opfer gehörte, nur vermutet worden.  Ein weiterer, von Zeugen beschriebener Mann hatte in beiden Ohren sogenannte Tunnel.

Streit über die Bekleidung

Das Aufeinandertreffen der beiden Männer-Gruppen kurz hinter der Peißnitzbrücke in Richtung Riveufer war offenbar zufällig. Der 24-Jährige kam mit mehreren Bekannten, unter anderem Berliner, Hallenser und Dresdener, von einer privaten Party, die auf der Ziegelwiese ihren Ausklang finden sollte. Auf dem Weg dorthin trafen der Mann und seine Begleiter auf eine weitere Gruppe.

Dabei kam es offenbar zu einem Disput über die Bekleidung der entgegenkommenden Personen. Die Debatte mündete in eine Rangelei. Schließlich kam es zu den fast tödlichen Stichen. Noch am Samstagmittag zeugten ein großer Blutfleck und Hinterlassenschaften des Rettungsdienstes von dem, was nur Stunden zuvor dort passiert ist. Rund um den Tatort lagen zudem haufenweise zerbrochene Bier- und Schnapsflaschen – ein Zeichen dafür, das vor dem Aufeinandertreffen der beiden Gruppen jede Menge Alkohol und so Hemmungslosigkeit im Spiel gewesen sein muss.

Ist der Zusammenstoß ein weiteres Indiz dafür ist, dass sich in Halle die Fronten zwischen linkem und rechtem Spektrum verschärfen? Kenner der beider Szenen vermuten das hinter vorgehaltener Hand schon seit geraumer Zeit und warnen vor einer öffentlichen Eskalation. Offiziell will sich aber bisher niemand äußern.

24-Jähriger noch nicht vernehmungsfähig

Das jüngste Opfer einer derartigen Auseinandersetzung konnte noch immer nicht vernommen werden. Der 24-jährige wird weiter intensivmedizinisch behandelt. Weil eben ein politisches Motiv, also eine Auseinandersetzung zwischen Anhängern der linken und der rechten Szene, selbst von der Polizei nicht ausgeschlossen werden kann, ist der Staatsschutz in die Untersuchungen einbezogen worden.

Ob der Tatvorwurf sogar auf versuchten Mord heraufgestuft werden muss, entscheidet die Staatsanwaltschaft nach dem Stand und dem Ergebnis der Ermittlungen. Zunächst wird mit Hochdruck wegen des Verdachts auf versuchten Totschlag ermittelt.

Hinweise an die Polizei unter der Nummer 0xxxxxxxxxxxxx