Neue Flüchtlingsunterkunft für 19 Millionen Euro in Leipzig-Connewitz geplant

Erstveröffentlicht: 
01.06.2016

Auf einem ehemaligen Gelände der Leipziger Stadtwerke an der Arno-Nitzsche-Straße soll eine komplett neue Flüchtlingsunterkunft gebaut werden. Ab 2018 könnten dort mindestens 365 Menschen wohnen.

 

Leipzig. Die Messestadt baut weiter Kapazitäten für ankommende Flüchtlinge aus. In der kommenden Woche entscheidet die Ratsversammlung über die komplette Neuerrichtung einer Gemeinschaftsunterkunft im Stadtteil Connewitz. An der Arno-Nitzsche-Straße 37 sollen bis 2018 für etwa 19 Millionen Euro zwei mehrgeschossige Gebäude samt Freizeitanlagen entstehen. Stimmt der Stadtrat zu – was sehr wahrscheinlich ist – könnte noch in diesem Monat mit dem Bau begonnen werden.

 

Finanziert werde das Vorhaben nicht nur durch bloßen Griff in die Stadtkasse: Das Dezernat von Sozialbürgermeister Thomas Fabian (SPD) schlägt ein sogenanntes Miet-Kauf-Modell vor, bei dem die notwendigen 19 Millionen Euro vom Bauherren – das kommunale Tochterunternehmen LESG – bei Banken geliehen werden. Zur Absicherung des Kredites leiste die Kommune eine Bürgschaft in selber Höhe. Die LESG erhalte zuvor ein zeitlich begrenztes Erbbaurecht, werde für 20 Jahre Eigner der Anlage. Die anfallenden Zinsen des Kredites sollen durch die Rückvermietung an die Stadtverwaltung getilgt werden können. Spätestens 2038 gehen Gebäude und Gelände dann wieder auf die Stadt Leipzig über, heißt es. 

 

Unterkunft für 365 Flüchtlinge samt Sport- und Spielplatz


Das anvisierte mehr als 9000 Quadratmeter große Baugrundstück gehörte zuletzt noch den Leipziger Stadtwerken, liegt vis-à-vis zu den Studentenwohnheimen in Marienbrunn und wird östlich von der S-Bahn-Strecke gen Markkleeberg begrenzt. Bis Januar 2018 sollen dort nun zwei „kompakte“ Wohnblöcke mit vier und fünf Etagen entstehen. Zusätzlich werde ein bereits bestehendes Gebäude zur Pförtnerei umgebaut. Die Wohnhäuser sind in fünf separate Aufgänge unterteilt, zusammengefasst sollen dort mindesten 365 Personen wohnen können. In Notfällen könne die Kapazität temporär auch auf 500 Flüchtlinge erhöht werden, heißt es in der Ratsvorlage.

 

Die beiden Erdgeschossbereiche der Wohnhäuser sind für Technik, Verwaltung und sonstige Büros vorgesehen. Darüber werden sich pro Aufgang und Etage zwei Wohnungen für bis zu acht Asylbewerber in Doppelzimmern befinden – mit jeweils eigenem Bad und einer Gemeinschaftsküche pro Wohnung. „Die Mindestwohnfläche je Bewohner beträgt mehr als 7,5 Quadratmeter“, heißt es aus dem Sozialdezernat. Vorgeschrieben sind aus Dresden mindestens sechs. Zudem sei auch behindertengerechtes Wohnen eingeplant.

 

Rings herum um die Gemeinschaftsunterkünfte will die Kommune Platz für Zerstreuung schaffen. Im Nordwesten des Geländes ist ein Sportplatz angedacht, im Südosten ein Kinderspielplatz. „Geplant ist neben Büroflächen für die Betreiber auch eine Sporthalle mit Nebenräumen für die Bewohner“, so die Angaben aus dem Neuen Rathaus. 

 

Eingebettet in den multikulturellen Süden Leipzigs


Standort und Bau sind angesichts des notwendigen Wohnraums für Flüchtlinge und der finanziellen Mittel der Stadt laut Verwaltung praktisch alternativlos. Zumal das Gelände in guter Nachbarschaft liegt: „Aufgrund der zentralen Lage unmittelbar zwischen dem multikulturell geprägten Stadtteil Connewitz und den multinational genutzten Wohnheimkomplexen ermöglicht der Standort eine angemessene Integration in das Leben der Stadt Leipzig“, heißt es dazu in der Ratsvorlage. Zur Erinnerung: Im August 2015 solidarisierten sich hunderte Connewitzer mit Bewohnern der temporären Flüchtlingsunterkunft in einer HTWK-Sporthalle und verhinderten, dass diese gegen ihren Willen nach Heidenau gebracht wurden.

 

Die Nutzung der Anlage als Flüchtlingsunterkunft ist vorerst auf 20 Jahre festgelegt. Nach Ablauf der Erbpacht durch de LESG und Zurückübertragung auf die Stadt Leipzig seien verschiedenste Arten der Weiternutzung denkbar, heißt es aus dem Neuen Rathaus – als Büro-Gebäude, als Hotel- oder Beherbergungsbetrieb, für soziale Zwecke oder als Gewerbegebiet.