Viele Einwohner des Chemnitzer Stadtteils Einsiedel sind noch immer skeptisch gegenüber der Erstaufnahmeeinrichtung für Asylbewerber im Ort. Das wurde auf einer Einwohnerversammlung am Montagabend deutlich, an der etwa 150 Menschen teilnahmen.
Oberbürgermeisterin Barbara Ludwig und Vertreter der Landesdirektion und
der Polizei hatten geladen, um Fragen der Bürger zur Asylunterkunft im
Ort zu beantworten. Die meisten Fragen drehten sich um altbekannte
Themen: Was kosten die Flüchtlinge eigentlich? Bekommen sie freien
Eintritt im Freibad? War die Belegung des Pionierlagers überhaupt legal?
Ludwig brachte ihr Bedauern zum Ausdruck, dass die Menschen
noch immer dieselben Fragen stellen, statt sich mit dem Zusammenleben
und der Integration zu beschäftigen. Unruhe im Ort gebe es immer erst
dann, wenn gegen die Einrichtung demonstriert werde.
Ruhe findet man möglicherweise erst dann, wenn man akzeptiert, [...] dass das Zusammenleben besser funktioniert, als man gedacht hat.
Barbara Ludwig, Oberbürgermeisterin Chemnitz
In der Erstaufnahme in dem ehemaligen Pionierlager leben etwa 100 Menschen. Die meisten von ihnen sind Familien aus Syrien mit guten Aussichten auf Bleiberecht. Der Alltag verläuft harmonisch, wie ein Vertreter des Roten Kreuzes versicherte.
Sorgen um die Sicherheit
Die erste Einwohnerversammlung zu dem Thema fand im September 2015 statt. Damals nahmen 550 Menschen teil. Im Vordergrund der Diskussion, die von Beteiligten als sehr emotional beschrieben wurde, standen damals die Sicherheitsbedenken der Einwohner. Diese konnten auf der Versammlung am Montag von einer Polizeisprecherin entkräftet werden. In den vergangenen Monaten habe es nur einen einzigen Ladendiebstahl gegeben, bei dem der Täter als Südländer beschrieben wurde.
Anders sieht die Sicherheitslage durch Asylgegner aus. Mitte April wurde ein Brandanschlag auf die Unterkunft verübt, im Februar hatte es einen Fackelmarsch vor der Einrichtung gegeben, bei dem auch Feuerwerkskörper zum Einsatz kamen.
Köpping bringt Fördermittel
Vor der Versammlung war Sachsens Integrationsministerin Petra Köpping in Freital zu Gast. Dort lobte sie den Förderverein der evangelisch-lutherischen Jakobi-Kirchgemeinde Einsiedel e.V. für seinen Einsatz bei der Unterstützung der Flüchtlinge im ehemaligen Pionierlager. Zudem überreichte sie einen Fördermittelbescheid über eine Summe von 50.000 Euro. Damit kann der erst vor wenigen Wochen gegründete Verein einen Helfer fest einstellen, der die Arbeitsgruppen der 120 Flüchtlingshelfer koordiniert.