Die sächsische Polizei hat derzeit 594 Hooligans in einer internen Datenbank registriert. Das geht aus einer Antwort des Innenministeriums auf eine Anfrage des Grünen-Landtagsabgeordneten Valentin Lippmann hervor. Demnach sind in der Polizeidirektion Dresden 328 entsprechende Datensätze erfasst, in Zwickau 164 und in Leipzig 102. Der innenpolitische Sprecher der Grünen wollte wissen, warum man neben der vom Bundeskriminalamt (BKA) geführten bundesweiten Datei "Gewalttäter Sport" noch eine weitere sächsische Liste braucht.
Datenschutzbeauftragter will Datensammlung prüfen
Das Innenministerium hatte erst auf die Anfrage des 
Oppositionspolitikers die Datensammlung eingeräumt. Lippmann erklärte, 
die Liste der angeblich gewaltbereiten Fußballfans müsse sofort gelöscht
 werden. "Sie hat nach meinem Dafürhalten keinerlei rechtliche 
Grundlage", betonte der Parlamentarier. Zwar verweise der Innenminister 
darauf, dass die Datei mit einem zur Ermittlung dienenden 
Fallanalysesystem erstellt und das Verfahren mit dem 
Datenschutzbeauftragten 2008 abgestimmt worden sei. Lippman erklärte 
jedoch dazu: "Ich habe allerdings erhebliche Zweifel, dass der 
Datenschutzbeauftragte im Jahr 2008 tatsächlich über das Ausmaß der 
Datensammlung unterrichtet wurde." Immerhin enthalte die sächsische 
Liste reichlich 100 Personen mehr als die vergleichbare Liste des BKA. 
Der
 Sächsische Datenschutzbeauftragte bestätigte zunächst, dass er 2008 
über die Einführung des Ermittlungsunterstützende Fallanalysesystem 
Sachsen informiert worden sei. Ein Sprecher sagte MDR SACHSEN, das 
Innenministerium habe jedoch nicht darlegen müssen, für welche 
Einzelfelder welche Datensätze erhoben werden. Es könnten deshalb 
derzeit keine Aussagen gemacht werden, ob Datenschutz verletzt wurde. 
Man habe allerdings bereits Mitte März, mit Bekanntwerden der Anfrage 
des Grünen-Abgeordneten, ein Prüfverfahren eingeleitet und das 
Innenministerium um detaillierte Angaben gebeten. "Wir halten den 
Sachverhalt für untersuchenswert", so der Sprecher. Es sei nicht 
unüblich, dass der Datenschutzbeauftragte erst nach Anfragen von 
Abgeordneten bestimmte Sachverhalte erfahre und daraufhin aktiv werde.
Gibt es Listen für andere Gruppen?
Der Grünen-Politiker äußerte unterdessen die Sorge, "dass es noch weitere bislang unbekannte Dateien etwa zu den Phänomenbereichen 'Links' oder 'Rechts' gibt". Er forderte in einer weiteren Anfrage Aufklärung. Der Innenminister müsse umfassend über solchen Dateien Auskunft geben, damit Betroffene überhaupt von ihrem Auskunfts- und gegebenenfalls Löschungsrechten erfahren und Gebrauch machen könnten.
