Sachsen - Klauen die Sachsen wie die Raben? Zwei Jahre nacheinander führte der Freistaat ganz souverän die Statistik für Ladendiebstähle in allen deutschen Flächenländern an! Lediglich in den Stadtstaaten Berlin, Hamburg und Bremen gab es je 100 000 Einwohner mehr Langfinger-Attacken auf Warenregale. Die Branche rüstet jetzt massiv auf.
Verstohlen blickt eine Mittzwanzigerin über ihre Schulter. Was sie sieht, gefällt ihr: Die Verkäuferin am anderen Ende des Ganges wirkt gerade abgelenkt.
Lautlos gleitet ein teures Schminkset in die Jackentasche - es wird auf dem Bon nicht auftauchen. Routiniert schiebt die junge Frau ihren Wagen mit den Pfennigartikeln zur Kasse - Gelegenheit macht Diebe.
Pro 100.000 Einwohner wurden 2014 in Sachsen 548 Ladendiebstähle
 angezeigt. Damit hält der Freistaat unter den Flächenländern vor 
Sachsen-Anhalt (515) und Nordrhein-Westfalen (494) die absolute 
Spitzenposition. Im Jahr davor war es nicht anders.
Zum 
Vergleich: Die Bayern sind mit einer Quote von 281 beim Ladenklau nur 
halb so kriminell. Falls jetzt jemand wieder die „üblichen Verdächtigen“
 benennen will: Sachsen ist eines der Länder mit der geringsten 
Ausländerquote.
Innerhalb Sachsens gibt es naturgemäß ein 
Stadt-Land-Gefälle. Während klebrige Finger in Leipzig (1141 pro 100 000
 Einwohner - Berlin: 989), Dresden (872) und Chemnitz (752) häufiger 
vorkommen, leben in Mittelsachsen (280) und im Erzgebirge (235) eher die
 etwas ehrlicheren Häute.
Am Mittwoch stellt Innenminister Markus Ulbig (CDU) die heiß ersehnten und bisher streng gehüteten Kriminalitätszahlen für 2015 vor, in denen sich auch erstmals die Flüchtlingsphänomene widerspiegeln sollen.
Dem Vernehmen nach sind die Ladendiebstahl-Zahlen gar leicht 
gesunken. Und der Polizeipräsident wird mit einer Aufklärungsquote von 
über 90 Prozent glänzen.
Das ist allerdings nur ein Zehntel der Wahrheit - die Dunkelziffer der nicht angezeigten Delikte liegt wohl bei 90 Prozent.
David Tobias von der Handelskammer Sachsen: „Für eine wirkungsvolle Abschreckung ist auch eine konsequente Bestrafung durch die Staatsanwaltschaft unumgänglich. Angesichts oft eingestellter Verfahren sehen Händler teilweise keinen Sinn mehr in einer Anzeige.“ Das gibt zu denken.
Und darauf fahren Langfinger ab...
Was ist bei den Dieben am beliebtesten? Langfinger aus der 
Beschaffungskriminalität nehmen vor allem, was sich leicht zu Geld 
machen lässt: Kaffee, Tabak, Schokolade und Spirituosen.
 
Gelegenheitsdiebe
 schnappen sich bevorzugt kleine, aber teure Produkte. Im Drogeriemarkt 
sind das Parfüm, Rasierklingen, Lippenstifte oder Make-up. Im 
Elektronikhandel schlagen sie gern bei Speichermedien und 
Konsolenspielen zu, greifen auch nach Smartphones sowie deren Zubehör.
 
Bei
 der Bekleidung werden hochwertige Marken bevorzugt, vor allem bei Jeans
 und Dessous - durchschnittlicher Wert pro Diebstahl: 65 Euro. Aber auch
 modische Accessoires wie Brillen, Tücher oder Schmuck werden an der 
Kasse vorbei geschleust.
 
Auch in Baumärkten nehmen 
einige die Selbstbedienung ganz wörtlich: Hier gehören Elektrowerkzeuge 
und vor allem das Zubehör zu den Lieblingsprodukten der Langfinger.
