Die Slogans waren zunächst die altbekannten: Von »Kindermörder Israel« bis hin zu »Apartheidsschweine« brüllten rund 30 Demonstranten vor dem Kino Moviemento am Kottbusser Damm im Berliner Bezirk Kreuzberg in Richtung einer in unmittelbarer Nähe stattfindenden israelsolidarischen Kundgebung so ziemlich alles, was gerade noch nicht justiziabel ist.
Das
 sollte sich aber im Lauf des Nachmittags ändern. Anlass für die beiden 
Veranstaltungen war die sogenannte »Israeli Apartheid Week«, organisiert
 von BDS-Berlin, einer politischen Gruppe, die sich den wirtschaftlichen
 Boykott des jüdischen Staates auf ihre Fahnen geschrieben hat, sowie 
der Organisation F.O.R Palestine, was so viel wie »For One State and 
Return in Palestine« heißen soll. 
Film Im Kino selbst stand der Film Even Though My Land is Burning
 mit anschließender Diskussion auf dem Programm, gedreht von Dror Dayan,
 einem sich dezidiert als Antizionist verstehenden israelischen 
Filmemacher.
Zur Veranstaltung der Israelfreunde hatte ein 
breites Bündnis verschiedener politischer Gruppen geladen. Auch 
zahlreiche Mitglieder der Jüdischen Gemeinde waren anwesend. Und wie so 
oft herrschte angesichts lauter israelischer Musik trotz der nassen 
Kälte eher ausgelassene Partystimmung. Doch diese sollte nicht lange 
anhalten. Mehrfach rannten Teilnehmer der Gegenseite in die Gruppe der 
Israel-Freunde hinein, um Flaggen abzureißen und zu provozieren. 
Die
 Polizei hatte Mühe, die immer aggressiver auftretenden Demonstranten in
 ihre Schranken zu weisen, weshalb sie rasch Verstärkung anfordern 
musste. »So eine pro-israelische Demonstration in Neukölln ist schon 
etwas anderes als eine Kundgebung auf dem Kurfürstendamm«, kommentierte 
Gemeinderepräsentant Mike Delberg das Ganze. 
Eklat
 Ein erster Eklat ereignete sich, als eine junge Frau brüllte: »Ihr 
sollt alle vergast werden!« Sie wurde auf Intervention eines der 
Kundgebungsteilnehmer hin umgehend von Polizisten abgeführt.
Mit 
dem Ende der israelsolidarischen Veranstaltung war aber keinesfalls 
Schluss mit den Provokationen. »Wir können sie nicht ohne Schutz in 
Richtung U-Bahnhof Schönleinstraße gehen lassen«, erklärte deshalb der 
Einsatzleiter der Polizei. 
Und er sollte recht behalten. Mehrere
 arabische Demonstranten liefen parallel auf dem Mittelstreifen des 
Kottbusser Damms mit und brüllten »Drecksjuden, verpisst euch aus 
unserem Kiez!« sowie weitere antisemitischen Parolen. Andere kamen 
bedrohlich nahe und fuchtelten mit Handykameras vor den Gesichtern der 
pro-israelischen Kundgebungsteilnehmer herum. 
Hitler-Gruß
 Einige postierten sich daraufhin gegenüber der U-Bahnstation und 
erhoben mehrfach die rechte Hand zum Hitlergruß. Dass dies alles andere 
als spontan geschah, bewies die Tatsache, dass sie zuvor  mit den 
Kapuzen ihrer Jacken und Schals ihre Gesichter vermummt hatten. 
»Ich
 fühlte mich durch die Aggressivität dieser sogenannten 
Free-Palestine-Aktivisten ziemlich bedrängt und war froh, dass die 
Polizei uns sicher zur U-Bahn brachte«, sagte dazu Moritz Schinke, ein 
junger Pädagoge, der an der israelsolidarischen Veranstaltung 
teilgenommen hatte.
