Um zu wissen, was der gestern zu Ende gegangene Polizei-Kongress ist, reicht eigentlich ein Blick auf das obige Bild. Es zeigt das schicke repräsentative einladende Gebäude des Berliner Congress Centers. Doch der offene, die BesucherIn willkommen heißende Atmosphäre wird zerstört durch Absperrungen und bewaffnete BereitschaftspolizistInnen, die mit mürrischem Blick jeden mustern, der dem Gebäude zu nahe kommt. Und hinter den Absperrungen treffen sich VertreterInnen der Waffen- und Überwachungsindustrie, um Werbung für ihre Produkte zu machen. Dafür zahlen sie dem veranstaltenden Werbeblättchen, dem „Behörden Spiegel“, viel Geld, damit sie ihre Produkte wie Wärmedecken im Altenheim anpreisen dürfen.
Nur b- und c-Prominenz
Entsprechend viel Mühe gibt sich das Schmierblatt, seine Werbemesse als bedeutenden Polizei-Kongress hochzuschreiben. Mit mäßigen Erfolg. Im Vergleich zur selbsternannten „Sicherheitskonferenz“ in München nimmt in Berlin nur die b- und c-Klasse der Politik teil. Um große Namen präsentieren zu können, lädt der Behördenspiegel sogar abgehalfterte Ex-Minister wie Jörg Schönbohm und Günther Beckstein ein, um über aktuelle Herausforderungen zu diskutieren.
Paranoia, Größenwahn, Kritikunfähigkeit
Wenig überraschend sieht es in den Köpfen der Veranstaltenden ähnlich aus wie vor dem bcc. Paranoia, Größenwahn und mangelnde Kritikfähigkeit bilden ein undurchdringliches Brett vor Kopf. Sichtbar wird das an albernen Aktionen, die sich die Verantwortlichen regelmäßig leisten. So warfen die Verantwortlichen 2010 einen beruflich anwesenden IT-Techniker vom Kongress. Begründung: Es sei bekannt, das er Mitglied im Chaos-Computer-Club (CCC) sei. Und in seinem Newsletter verkündete der „Behörden Spiegel“ stolz:
„ Lauschangriff abgewehrt
(BS) Nach Ankündigung einer anonymen Autonomen Zelle, sei auf dem letzten Kongress des Chaos Computer Clubs der Tagungsort des 13. Europäischen Polizeikongresses mit Abhöreinrichtungen bestückt worden. Ziel der Linksextremen war auch individuelle vertrauliche Gespräche zu belauschen. Spionage-Experten gelang es jedoch die Vertraulichkeit der Konferenz vollständig zu sichern. Ein Vertreter des Chaos Computer Clubs, der sich als Mitarbeiter eines Softwareunternehmens ausgab, wurde vom Veranstalter gebeten, seine Teilnahme nicht fortzusetzen, um Privatsphäre und die Vertraulichkeit des persönlichen Gesprächs gewährleisten zu können.“
http://blog.fefe.de/?ts=b58ed408
Pressefreiheit: Nicht mit uns!
Und wie sehr es die Veranstaltenden mit der Pressefreiheit halten, erlebte 2015 der Journalist Andre Meister, der u.a. für den Blog „Netzpolitik.org“ arbeitet. Mit faulen Ausreden versuchten sie, seine Teilnahme am Kongress zu behindern. Und so zeigt das Bild vom bcc am Dienstag, was Sicherheit in den Augen der Sicherheitsfanatiker*innen bedeutet: Das Ende von Freiheit.
Mehr Infos:
Adbusting-Aktionen gegen Polizei-Kongress:
http://maqui.blogsport.eu/2016/02/25/adbusting-aktion-zum-polizeikongress/
Warum Demokratie ohne Polizeigewalt nicht auskommt:
http://maqui.blogsport.eu/2016/02/21/polizei-gewalt-als-teil-der-demokratie/