Der Gemeinderat von Breisach hat Frauke Petry zur unerwünschten Person in der Stadt erklärt. Der Beschluss ist ein starkes Signal gegen den Besuch der AfD-Vorsitzenden am 12. März.
Einstimmig hat der Breisacher Gemeinderat am Dienstagabend beschlossen, 
die AfD-Vorsitzende Frauke Petry zur unerwünschten Person der Stadt 
Breisach zu erklären. Petrys Besuch am Rhein ist für den 12. März 
geplant. Sie will den Breisacher AfD-Kandidaten Volker Kempf im 
Landtagswahlkampf unterstützen.
		
								
				
Damit haben die Fraktionen des Gemeinderats ein deutliches Zeichen 
gesetzt. "Es war eine überwältigende Mehrheit", sagt Lothar Menges, der 
für die SPD im Gemeinderat sitzt. Der Beschluss wird einstimmig genannt,
 da Enthaltungen im Kommunalwahlrecht nicht gezählt werden, nur 
Ja-und-Nein-Stimmen. Stefan Schnebelt, Bürgerliste Breisach/Alternative 
für Breisach, verlas ein eigenes Statement. Sein Ersatzkandidat im 
Gemeinderat ist Volker Kempf. Außerdem enthielten sich Andreas Hoffmann 
von der CDU und Bürgermeister Oliver Rein.
Bürgermeister begrüßt Gemeinderatsbeschluss
Bürgermeister Rein enthielt sich unter anderem aus Neutralitätsgründen: "Weil ich Menschen nicht als unerwünschte Person erklären möchte. Das stimmt mit meiner Werteordnung nicht überein und natürlich muss ich mich als Bürgermeister neutral verhalten."
Trotzdem begrüßt Rein den Beschluss seines Gemeinderats: "Gerade auch, weil ich die Meinung der AfD unerträglich finde." Vor der Sitzung hatte er allerdings in einer Stellungnahme betont, dass in der Europastadt Breisach jede Form von Intoleranz, Diskriminierung und Menschenverachtung keinen Platz hätte. Seiner Meinung nach lebt Demokratie davon, dass sich Meinungen aneinanderreiben – auch wenn er mit der Meinung der AfD in "keinster Weise konform" geht.
Ein Ausdruck der Haltung
Doch was bedeutet es überhaupt, wenn eine Stadt eine Person als 
unerwünscht erklärt? Es ist als ein Ausdruck der Haltung zu verstehen – 
Petry ist unerwünscht, erhält aber kein Besuchsverbot: "Wir haben in 
Breisach nicht vor, eine Eingangskontrolle zu machen", scherzt Lothar 
Menges. "Es ist ein Symbol, mit dem wir Frau Petry sagen möchten, dass 
sie hier nicht willkommen ist."
Die Sprecher der Ratsfraktionen haben ihren Antrag in der 
Gemeinderatssitzung im Wechsel vorgelesen. Darin erklären diese ihre 
gemeinsame Ablehnung gegenüber den politischen Inhalten, Zielen und 
Versprechungen der AfD. Demokratie brauche Redefreiheit und 
Meinungsvielfalt. Daher sei man sich auch bewusst, dass der Auftritt von
 Petry in Breisach nicht verhindert werden könne, führte Jacob Loewe 
(CDU) aus.
"Wir wollen jedoch ausdrücklich vor der Gefahr, die von dieser Politik 
ausgeht, warnen", sagte Frank Kreutner (SPD). Aus der einst nur 
EU-skeptischen Partei sei längst ein Sammelbecken für blanken 
Fremdenhass, Ausgrenzung und weiteres rechtsextremistisches Gedankengut 
geworden. Die AfD hetze gegen Minderheiten und sei im Kern gewaltbereit 
und hasserfüllt.
AfD-Kandidat Kempf nennt Beschluss "niveaulos"
Der geplante Besuch von Frauke Petry wird also stattfinden – trotz Gegenwind, der sich auch über die Facebook-Veranstaltung "Stoppt AfD und Rechte, für ein weltoffenes und solidarisches Breisach" verbreitet. AfD-Kandidat Volker Kempf, der sich bei der Landtagswahl um ein Mandat bewirbt, nennt den Beschluss "niveaulos."
Weiter sagt er: "Ich war bei der Gemeinderatssitzung nicht dabei, mit 
mir hat vorher auch kein Vertreter - außer Herr Schnebelt - darüber 
gesprochen". Zu den Vorwürfen, Frauke Petry sei für einen "Schießbefehl"
 sagt er: "Das ist als falsch zurückzuweisen, davon hat sie nie 
gesprochen, das auch nie so gemeint, sonst würde sie nicht von unserer 
Seite her nach Breisach eingeladen." Petry habe sich seiner Meinung nach
 in der Sache nicht anders geäußert als Boris Palmer (Grüne) und einige 
andere auch, die nicht skandalisiert worden seien.
"Das scheint also parteipolitisch motiviert zu sein und Angst vor 
Machtverlust zum Ausdruck zu bringen; dafür habe ich angesichts unserer 
starken Umfragewerte Verständnis, stimme dem aber nicht zu", so Volker 
Kempf.
Er und seine Partei werden die Haltung des Gemeinderats ignorieren. Wo 
die Veranstaltung stattfinden wird, ist noch nicht bekannt. Auf 
BZ-Nachfrage beim städtischen Liegenschaftsamt erklärte eine 
Mitarbeiterin, dass am 12. März keine Frau Petry im Programm der 
Spitalkirche eingetragen sei. Dort fand am 15. Januar eine Veranstaltung
 mit dem stellvertretenden Bundessprecher der AfD, Alexander Gauland, 
statt. "Alle städtischen Hallen sind ausgebucht", sagt Bürgermeister 
Rein.
Derweil hat sich auch der Kreisverband der Linken in einer 
Pressemitteilung zum geplanten Petry-Auftritt in Breisach zu Wort 
gemeldet. "Wir als Linke nehmen es nicht hin, dass die AfD als 
politischer Brandstifter zum wiederholten Male in Breisach willkommen 
geheißen wird", heißt es in der Mitteilung, in der die Partei dazu 
auffordert, unter dem Motto "Helfen statt hetzen; Refugees welcome" am 
12. März nach Breisach zu kommen und "Frauke Petry und der AfD die rote 
Karte zu zeigen".
