Diebstähle, Raubüberfälle, Vergewaltigungen: Immer wieder kursieren im Netz vermeintliche Horrorgeschichten über Flüchtlinge. Das Online-Projekt "Hoaxmap" aus Leipzig sammelt widerlegte Gerüchte und stößt damit über die deutschen Grenzen hinaus auf Beachtung.
Leipzig. Mit der Onlinekarte hoaxmap.org will deren Entwicklerin Karolin Schwarz (30) aus Leipzig Gerüchten über Flüchtlinge entgegenwirken. Die in die Seite eingebaute Googlemaps-Karte visualisiere Orte, an denen eine Falschmeldung ("Hoax") über Flüchtlinge entstanden und widerlegt worden sei, sagt Schwarz. „Heutzutage gibt es an jeder virtuellen Straßenecke Gerüchte über Flüchtlinge, die gefühlt an Intensität zugenommen haben, deshalb habe ich mich entschlossen, das Projekt zu machen“, so die Initiatorin. Die Karte, die seit dem 8. Februar online ist, listete bis Mittwoch bereits 187 Datensätze auf.
Die in die Homepage eingebaute Google-Maps-Karte zeigt gelbe Punkte, an denen Gerüchte über Flüchtlinge entstanden sind. Durch einen Klick auf einen Punkt öffnet sich ein kleines Fenster mit den Informationen über den Fall, dem Datum und dem Ort, an dem das Gerücht entstanden ist oder existiert hat sowie die thematische Kategorie. Zudem findet sich ein externer Link auf einen journalistischen Artikel, der die Geschichte durch Informationen widerlegt. Meistens ist die Quelle der Onlineauftritt einer Regionalzeitung.
Von Diebstahl bis Vergewaltigung
Unter den Meldungen finden sich auch zahlreiche Beispiele aus Sachsen. Die angeblichen randalierenden Diebe im Globus-Markt in Leipzig-Seehausen und der vermeintliche Raubüberfall auf eine Zehnjährige in Oschatz sind ebenso auf der Karte vermerkt wie eine frei erfundene "Vergewaltigung durch zwei Südländer" im Oktober in Dresden.
Ein Großteil der in der Karte visualisierten Gerüchte seien ab Juli 2015 aufgekommen, sagte die Unternehmensberaterin Schwarz, die sich ausschließlich in ihrer Freizeit mit der Visualisierung von Daten beschäftigt. Die Karte sei allerdings nicht vollständig. Sie habe die Gerüchte über Suchmaschinen und den Kurznachrichtendienst Twitter gefunden und ausgewertet.
Überregionale Medien berichten
Seitdem die Seite am Montagabend online gegangen sei, seien „unglaublich viele Hinweise auf Gerüchte und ihre Widerlegung“ eingegangen, sagte Schwarz. Sie wolle die neuen Informationen nach Prüfung in die Karte einbauen. Die Nachricht über das Projekt verbreitete sich über die sozialen Netzwerke in Windeseile, auch über die bundesdeutschen Grenzen hinaus. Neben großen deutschen Nachrichten-Portalen wie der Süddeutschen Zeitung berichtete inzwischen unter anderem auch der österreichische "Standard".
Die Idee zu der Seite sei ihr während ihrer ehrenamtlichen Arbeit in einer Erstaufnahmeeinrichtung in Leipzig von August bis Ende des Jahres 2015 gekommen. „Wenn man Leuten erzählt, dass man mit Flüchtlingen arbeitet, dann kommen ganz automatisch Gerüchte, mit denen man konfrontiert wird“, erklärt Schwarz. Neben einer eigenen Seite gebe es auch noch einen Twitteraccount @hoaxmap, der auf Updates auf der Seite hinweise.
LVZ