Mehrere Freiburger Clubs lassen Flüchtlinge grundsätzlich nicht oder nur noch zu manchen Veranstaltungen rein - das machten wir am Freitag öffentlich. Einer der betroffenen Läden, das White Rabbit, warf uns Polemik und reißerische Berichterstattung vor. Wir stehen zu unserer Berichterstattung.
“Ich wollte Freunde in der Disko treffen, und da haben sie mich nicht 
reingelassen, weil ich nur einen Heimausweis habe.” Diese Aussage von Zaym (Name
 geändert), einem 21-Jährigen Syrer, war der Anfang für die 
Berichterstattung der Badischen Zeitung und von fudder über 
Zutrittsverbote für Flüchtlinge in Freiburger Clubs und Diskos. Zaym 
nannte mehrere Clubs in der Innenstadt, an denen er abgewiesen wurde.
Erste
 Recherchen ergaben, dass Betreiber dieser Innenstadtclubs von massiven 
Problemen berichteten, die sie Flüchtlingen zuschrieben - vor allem 
Taschendiebstähle und sexuelle Belästigungen - und ihre Türpolitik 
dementsprechend ausrichteten - oft schon seit Monaten.
Unabhängig davon wurde uns von Dritten das E-Mail des White Rabbit an seine Veranstalter zugeschickt, das wir hier noch einmal in voller Länge wiedergeben:
Von: info
Betreff: Zur Info...
Datum: 13. Januar 2016 20:57:36 MEZ
An: weisser hase
[E-Mail-Adressen von zehn Empfängern entfernt]
Hallo zusammen,
da ihr in den nächsten Wochen eine Party bei uns organisiert, möchten wir euch folgende Mail weiterleiten… Wir haben am Montag beschlossen, dass wir vorerst keine Menschen mehr in das White Rabbit reinlassen werden, die nur eine Aufenthaltsgestattung besitzen.
Dies war kein einfacher Schritt für uns, aber wir sehen momentan keinen anderen Weg, wie wir gewisse Probleme mit Geflüchteten in den Griff kriegen können. Eine Auflistung einiger Vorfälle der letzten Wochen am Ende der Mail. Diese Vorfälle führen dazu, dass sich viele unserer weiblichen Besucher im White Rabbit nicht mehr wohlfühlen. Auch kommen viele Stammgäste nicht mehr.
Ab Mitte Februar führen wir einen obligatorischen Clubausweis für das White Rabbit ein. Menschen mit einer Aufenthaltsgestattung können diesen bereits ab nächster Woche im Hasen erwerben, davor werden sie über unsere Grundsätze aufklären.
Doch fühlen wir uns mit dieser Entscheidung nicht richtig wohl, daher würden wir uns gerne mit euch treffen. Vielleicht gibt es noch andere Möglichkeiten, um die ganze Situation zu meistern. Termin wäre Mittwoch der 20.01.2016 um 18h.
Mit freundlichen Grüßen und Danke für eure Hilfe
The White Rabbit
Vorfälle der letzten Wochen mit Geflüchteten (dies sind die Fälle, die wir mitbekommen haben und entsprechend die Personen aus dem White Rabbit geschmissen haben):
- Eindringen in die geschlossenen Kabinen auf dem Frauen – WC und sexuelle Belästigung
- Wurf eines Fahrrades von oben auf einen unten stehenden Türsteher
- sexuelle Belästigungen (von Anmache trotz Nein bis zu Griff in den weiblichen Intimbereich)
- Verabreichung von KO - Tropfen
- Taschendiebstähle
- Messerangriff auf einen unserer Türsteher
- versuchte Vergewaltigung eines weiblichen Gastes in der Nähe des Bertoldsbrunnens
- …
Unsere
 Recherchen bestätigten einen Großteil dieser Vorfälle. Wir führten 
vertrauliche Gespräche mit Frauen, die sexualisierte Gewalt im Hasen 
beschrieben - von drastischen Antanzsituationen und Pograbschern bis hin
 zur vermutlichen Verabreichung von KO-Tropfen. Wir fragten weitere 
Nachtgastronomen nach ihren Erfahrungen und ihrer Türpolitik. Wir 
standen per Mail und Telefon im Kontakt mit dem White Rabbit und rieten 
dem Team, nachdem sie sich nicht mit uns treffen wollten, Fragen 
zumindest per Mail zu beantworten - das taten sie leider nur 
oberflächlich.
Das Mail des White Rabbit an seine Veranstalter ist unmissverständlich.
 Wir wissen nicht, ob Flüchtlinge diese Straftaten im White Rabbit 
begangen haben. Aber dass sexualisierte Straftaten durch Männer im Hasen
 stattgefunden haben, von denen die meisten nach Beschreibung von 
betroffenen Frauen einen Migrationshintergrund haben, wissen wir sicher.
 Wir wissen auch, dass das White Rabbit die Männer bei Vorfällen 
rausgeworfen hat und versucht hat, die Situation zu entschärfen. Wir 
wissen aber auch, dass das offensichtlich nicht ausgereicht hat - anders
 als mit Hilflosigkeit können wir uns nicht erklären, warum ausgerechnet
 das White Rabbit eine Regelung gegen Flüchtlinge zumindest kurzzeitig 
in Kraft gesetzt hat.
Diese Ratlosigkeit im 
Angesicht des Kulturclash auf der Tanzfläche hört man auch in der 
Aussage von Michael Musiol vom Jazzhaus, den wir im Text zitiert haben: 
"Wir haben den politischen Anspruch, ein weltoffener Club zu sein. Wir 
können es aber auch nicht so laufen lassen. Anspruch und harte Realität 
gehen da auseinander." Dass erst recht der Hase ein weltoffener Club 
sein will, daran sollte auch nach unserer Berichterstattung niemand 
zweifeln - das vielfältige Programm, das Menschen dort veranstalten und 
seine niedrigen Eintrittspreise zeigen das deutlich.
Wir stehen 
hinter unserer Berichterstattung.  Aufzuzeigen, was ist, ist keine 
Polemik, kein Rassismus. Wir sind ausnahmslos gegen sexualisierte 
Gewalt, wie sie überall im Nachtleben, überall in unserer Gesellschaft 
vorkommt - und ausnahmslos gegen Rassismus.
