Leipzig - Das ist eiskalt: In Leipzig leben 20 Bewohner eines Gründerzeithauses seit Anfang Dezember in kalten Wohnungen ohne Warmwasser, weil der Vermieter die kaputte Heizungsanlage nicht instand setzt.
Evelyn Thamm (38) trägt mehrere Jacken übereinander. Auf 5 Grad ist die Temperatur in ihrer Wohnung abgesackt. Die Heizkörper sind kalt.
„Seit dem 2. Dezember haben wir Probleme mit der Heizungsanlage und 
seit einem Monat funktioniert sie gar nicht mehr“, erzählt die 
Grafikerin.
 
Schuld sei eine defekte Pumpe. Der Vermieter, die BSL Projektentwicklungs GmbH aus Berlin, wisse das.
Doch: „Am 9. Dezember teilte man uns Mietern mit, dass BSL überlege, 
ob die Instandsetzung der Heizanlage aus ökonomischen Gründen überhaupt 
sinnvoll sei“, so Frau Thamm. Seither herrsche Funkstille.
Mit 
Transparenten am Haus machen die frierenden Mieter inzwischen auf ihr 
Problem aufmerksam. Denn sie glauben, dass hinter der Eiseskälte, die 
ihnen aus Berlin entgegenschlägt, mehr steckt.
„Die Vermutung liegt nahe, dass hier eine kalte Entmietung stattfinden soll“, sagt Rechtsanwalt Jürgen Kasek (35), der zwölf Mieter vertritt.
Denn das Gründerzeithaus, das im hochpreisigen Waldstraßenviertel liegt, soll komplett modernisiert werden.
Kasek, der auch Landesvorsitzender der 
Grünen ist, befürchtet eine in dieser Gegend übliche Luxus-Sanierung mit
 Verdoppelung der Kaltmieten. „Das geht natürlich nur ohne Altmieter“, 
so der Jurist.
Auf MOPO24-Anfrage wies BSL-Geschäftsführer 
Christian Bodo eine Entmietungsabsicht zurück, erklärte aber: „Das Haus 
ist in einem desolaten Zustand und muss nun mal kernsaniert werden.“
Die Heizung solle im Zuge der Sanierung auf Fernwärme umgestellt 
werden. Ein Installateur habe ihm versichert, dass die alte Heizung bis 
zur Umstellung weiterlaufen würde, so Bodo.
Vor dem 
Amtsgericht haben die Mieter inzwischen eine einstweilige Verfügung 
erwirkt. BSL muss nun umgehend für warme Wohnungen sorgen. Die Reparatur
 sei in Auftrag gegeben, erklärte BSL-Chef Bodo gestern. 
