Dreigleisig für Menschlichkeit - Öhringen:Bürger gehen am Samstag an mehreren Stellen in der Stadt auf die Straße

Erstveröffentlicht: 
04.12.2015

In Öhringen werden am Samstagnachmittag eine Menge Menschen auf den Beinen sein − und dies nicht nur auf dem Weihnachtsmarkt. Denn als Reaktion auf die wöchentlichen Kundgebungen gegen die deutsche Flüchtlingspolitik sind drei Veranstaltungen geplant: eine Demonstration ab 13.30 Uhr am Hauptbahnhof mit anschließendem Umzug zum Parkhaus Alte Turnhalle, ein ökumenisches Gebet ab 15 Uhr vor der katholischen Kirche am Cappelrain und schließlich eine Kundgebung des Bündnisses "Öhringen ist bunt" ebenfalls ab 15 Uhr auf dem Parkplatz am Parkhaus Alte Turnhalle, zu dem auch Teilnehmer der beiden anderen Veranstaltungen erwartet werden.

 

Links-grünes Bündnis: Die Organisierte Linke kommt verlässlich zur Gegendemonstration aus Heilbronn nach Öhringen, seit am 10. Oktober erstmals eine (damals unangemeldete) Kundgebung gegen die deutsche Flüchtlingspolitik stattfand. Nun erhält die Organisierte Linke erstmals Verstärkung auf breiter Front: antifaschistische Gruppierungen, Linke, Grüne und Gewerkschafter rufen unter dem Motto "Kein Platz für Rassismus und rechte Hetze in Öhringen" zur gemeinsamen Demonstration mit anschließendem Umzug über den Innenstadtring auf. Florian Lany, Kreissprecher der Grünen Jugend Hohenlohe, kritisiert dabei den Öhringer OB Thilo Michler: "Seit Wochen weigert sich der Öhringer Oberbürgermeister, sich klar gegen die rassistische Mobilisierung zu positionieren. Der gescheiterte Versuch, die Kundgebungen einfach zu verbieten, ersetzt nicht eine politische Stellungnahme." Michler werde wegen eines anderen Termins auch am Samstag nicht vor Ort sein, sagte Rathaussprecher Dr. Michael Walter gestern auf HZ-Nachfrage. Doch habe der OB gemeinsam mit seinen Kollegen aus Künzelsau, Bad Mergentheim, Schwäbisch Hall und Crailsheim Position bezogen: "Fremdenfeindlichkeit hat in der Region keinen Platz. Wenn radikale Gruppen gegen schutzsuchende Menschen polemisieren, dann verurteilen wir dies", heißt es in einer Erklärung der Rathauschefs im Städtebündnis Hohenlohe plus.

Ökumenische Initiative: Vertreter der katholischen und der evangelischen Kirchengemeinde wollen mit einem ökumenischen Gebet auf dem Vorplatz von St. Joseph ein Zeichen setzen für Menschlichkeit und gegen Fremdenfeindlichkeit. Teilnehmer des 20-minütigen Gebets, das auch an den folgenden Adventssamstagen geplant ist, können anschließend die wenigen Meter zur Hauptkundgebung beim Parkhaus Alte Turnhalle gehen.

Bündnis "Öhringen ist bunt": Nach dem Bürgerdialog vor gut einer Woche in der Kultura stand für die Sprecher der Parteien und Religionen übergreifenden Initiative fest: "Wir müssen uns wehren gegen Menschenfeindlichkeit und antidemokratische Verhaltensweisen", so Irmgard Kircher-Wieland (SPD). Es sei "keine Konfrontation" mit den Gegnern der Flüchtlingspolitik vorgesehen, sagt Achim Härterich (CDU). Das Bündnis veranstaltet die Kundgebung mit Reden und Musik beim Parkhaus Alte Turnhalle. Sie solle nicht zur Dauereinrichtung werden, sagt Pfarrer Hannes Wössner vom Freundeskreis Asyl. Zentrale Aufgabe sei nach wie vor die Integration der Flüchtlinge.