Nach Brand in Herxheim: Keine Hinweise auf Brandbeschleuniger

Erstveröffentlicht: 
12.12.2015

Die Polizei hat auch nach dem Einsatz eines zweiten Brandmittelspürhundes keine Hinweise auf Brandstiftung gefunden. Mehr als 1.500 Menschen demonstrierten am Freitag in Herxheim gegen Fremdenhass.

 

Die Befragung von Bewohnern und Nachbarn der Asylbewerberunterkunft habe bislang keine relevanten Hinweise erbracht, teilten Polizei und Staatsanwaltschaft am Freitag mit. Am Brandort selbst waren ein Sachverständiger und Experten der Kriminalpolizei. In der Unterkunft hatte es am Donnerstag gebrannt. Im Laufe des Freitags wurde erneut ein Brandmittelspürhund eingesetzt. Es seien jedoch "keine Hinweise auf Brandbeschleuniger" gefunden worden, hieß es. Ebenso ergab die Auswertung der Anrufe des Hinweistelefons keine konkreten Ermittlungsansätze.

Die Kundgebung am Freitagabend stand unter dem Motto: "Für ein faires Miteinander in Respekt und Toleranz". Mehr als 1.500 Menschen strömten vor das Herxheimer Rathaus. Während die Landrätin des Kreises Südliche Weinstraße, Theresia Riedmaier (SPD), von 2.000 Kundgebungsteilnehmern berichtete, zählte die Polizei 1.600.

Riedmaier berichtete, aus der gesamten Südpfalz seien Menschen zu der Kundgebung gekommen, bei der unter anderen der rheinland-pfälzische Innenminister Roger Lewentz (SPD) sprach. Sie wertete die Aktion als "ein unglaublich hoffnungsvolles Zeichen". "Trotz aller Trauer über den Anlass macht es unheimlich zuversichtlich." An der Kundgebung nahm auch Wirtschaftsministerin Eveline Lemke (Grüne) teil. Nach Riedmaiers Angaben sangen die Teilnehmer Ludwig van Beethovens "Ode an die Freude".

Ursprünglich war die Kundgebung wegen des Brandanschlags auf eine geplante Flüchtlingsunterkunft in Herxheim Ende vergangener Woche angesetzt worden.

Ministerpräsidentin war vor Ort

Am Donnerstagabend hatte Ministerpräsidentin Malu Dreyer (SPD) Herxheim besucht. Ein Feuer in einer Flüchtlingsunterkunft verunsichere die Menschen zutiefst, sagte Dreyer. Bei ihrem Besuch ließ sie sich vom Korb einer Feuerwehrleiter die Brandstelle von oben zeigen. "Das hat mich erschüttert und das ganze Ausmaß des Brandes gezeigt", sagte sie. "Auch wenn man nicht weiß, ob es sich um einen Anschlag handelt, ist es wichtig, hier Flagge zu zeigen." Dreyer bedankte sich besonders bei den Feuerwehrleuten, die die ganze Nacht in einem gefährlichen Einsatz gewesen seien. "Gott sei Dank ist kein Mensch zu Schaden gekommen", so Dreyer. Auch der pfälzische Kirchenpräsident Christian Schad war vor Ort.

Spürhund hat nichts gefunden

Nach dem Brand in der Flüchtlingsunterkunft hatte die Polizei einen ersten Spürhund eingesetzt. Der fand aber keine Hinweise auf Brandbeschleuniger. Es war bereits das zweite Feuer innerhalb kurzer Zeit. Unterdessen gingen erste Hinweise aus der Bevölkerung ein. Eine Anwohnerin sagte den Beamten, sie habe Fotos vom Brandort gemacht, bevor die Einsatzkräfte eingetroffen seien.

Die Ermittler berichteten, die starke Hitzeentwicklung habe die Arbeit der Brandsachverständigen und der Kriminalpolizei erschwert. Auch die Befragungen hätten nichts ergeben: "Es konnten weder von Bewohnern noch von Anwohnern ermittlungsrelevante Hinweise erlangt werden." Zwar seien mehrere Anrufe eingegangen, "hieraus ergaben sich jedoch keine konkreten Ermittlungsansätze". Nun würden die bei der Branduntersuchung gewonnen Erkenntnisse ausgewertet.

Der Leitende Oberstaatsanwalt Detlef Winter sagte dem SWR: "Wenn es ein Brandanschlag war, werden wir Ermittlungen wegen versuchten Mordes und schwerer Brandstiftung einleiten." Dafür müsse aber zuerst die Brandursache festgestellt werden. Es könne auch ein technischer Defekt gewesen sein.

In einer früheren Version hieß es, es werde bereits wegen versuchten Mordes ermittelt. Dies ist nur dann der Fall, wenn es sich tatsächlich um Brandstiftung handeln sollte. Das hat bis zum Freitagabend noch nicht festgestanden.

Brandanschlag in der vergangenen Woche

Unterdessen sucht die Polizei mit einem Video nach zwei Männern im Zusammenhang mit der Brandstiftung in einer Erstaufnahmeeinrichtung für Flüchtlinge in der Woche zuvor. Dort waren mehrere Kanister mit brennbarer Flüssigkeit in das Gebäude geworfen worden. Auf dem Video sind zwei Männer zu sehen, die an einer Tankstelle Kanister befüllen. In die Unterkunft sollten bis zu 800 Asylsuchende einziehen.

Innenminister Roger Lewentz (SPD) kündigte an, Justiz und Polizei würden alles dafür tun, dass die beiden Brände rasch aufgeklärt werden.