Du bist nicht unschuldig!

Erstveröffentlicht: 
12.12.2015

Beate Zschäpe hat endlich gesprochen, aber nichts gesagt. Nichts, außer : ”Ich entschuldige mich aufrichtig bei allen Opfern und bei allen Angehörigen der Opfer der von Mundlos und Böhnhardt begangenen Straftaten.” und: ”Ich fühle mich moralisch schuldig, dass ich zehn Morde und zwei Bombenanschläge nicht verhindern konnte.” Eine Entschuldigung und ein Schuldeingeständnis – und beides nichts wert.

 

Die Hauptangeklagte im NSU-Prozess sagte heute, vier Jahre nach dem Auffliegen der nationalsozialistischen Terrororganisation aus. 53 Seiten, die von ihrem Anwalt vorgelesen wurden. Zschäpe äußert sich darin zu ihrer Kindheit und zu ihrer Beziehung zu den beiden anderen NSU-Mitgliedern Uwe Böhnhardt und Uwe Mundlos. Sie selbst will kein Teil dieser Organisation gewesen sein: ”Es kann überhaupt keine Rede davon sein, dass ich ein Gründungsmitglied einer Vereinigung namens NSU gewesen sein soll. So eine Gründung hat nie stattgefunden. Ich weise den Vorwurf der Anklage, ich sei ein Mitglied einer terroristischen Vereinigung namens NSU gewesen, zurück.” Sie sagt, dass sie nicht die Kraft hatte, sich von Böhnhardt und Mundlos zu trennen und: ”mich der Justiz zu stellen.”

Alle Taten, die den NSU-Terroristen vorgeworfen werden, haben Mundlos und Böhnhardt begangen, so Zschäpe. Sie selbst habe weder an den Vorbereitungen teilgenommen noch von der Ausübung gewusst. In ihrer Aussage gibt sie sich emotional, menschlich. Redet davon, wie schrecklich sie die Morde, die Bombenanschläge fand, die von den beiden Männern ausgeführt wurden, mit denen sie auf engstem Raum zusammenlebte. Sie sei geschockt gewesen, sie wäre ausgerastet, hätte auf sie eingeschlagen… Sie bestreitet alles. Nur nicht den Brandanschlag auf die letzte Wohnung, in der sie mit den beiden Männern gelebt hat. Im Radio habe sie gehört, dass ein Wohnmobil mit zwei Leichen gefunden wurde und sie hätte sofort gewusst, dass es sich um ihre Freunde handelt. Darauf habe sie die Wohnung in Brand gesteckt, sich aber vorher vergewissert, dass niemand im Haus ist. Es war aber jemand im Haus.

53 Seiten. Nach 249 Verhandlungstagen und zwei Jahren des Schweigens. Aber nichts, was man nicht vorher schon wusste. Nichts, was man wissen sollte. Nur die Gewissheit, dass diese Frau lügt. Es ist eine Unverschämtheit, wie diese Frau versucht alle für dumm zu verkaufen. Wie kann sie davon ausgehen, dass man ihr diese Lügen glaubt? Respektlos gegenüber allen. Den Opfern, dem Gericht, den Anklägern und der Gesellschaft. Wie kann sie davon ausgehen, dass man ihr glaubt, mehr als zehn Jahre mit diesen Männern zusammengelebt zu haben und nicht mitbekommen haben will, was die planen und ausführen? ”Moralisch schuldig” bezeichnet sie sich. Nein, sie ist nicht unschuldig. Auch wenn sie ihre beiden Mittäter niederträchtig verrät. Natürlich, die sind tot und können nicht zur Rechenschaft gezogen werden. Aber so einfach ist das nicht. Sie hat zugegeben, kurz nach den Morden von diesen Taten erfahren zu haben. Auch das ist eine Schuld! Auch das ist ein Verbrechen! Auch das ist ein Geständnis.

 

Beate Zschäpe hat sich bereit erklärt Fragen zu beantworten. Nun sind das Gericht und der Richter gefragt, um die Antworten zu bekommen, die wir alle brauchen, um zu verstehen, was diese Frau tatsächlich getan und nicht getan hat. Der vorsitzende Richter Götzl muss nun diese nichts sagende Aussage von Zschäpe aufgreifen und angreifen. Sie so befragen, dass ihr Lügenkonstrukt zusammenfällt, zusammenbricht und die Wahrheit enthüllt. Zschäpe hat nun ausgesagt, jetzt geht es darum, sie zum reden zu bringen.