Turnhallen als Notunterkünfte umstritten

Erstveröffentlicht: 
28.11.2015
Kommunen sehen kaum noch Alternative / Eltern besorgt
VON WINFRIED MAHR

 

Leipzig. Die Nutzung von Turnhallen zur Unterbringung der Flüchtlinge ist in Sachsen heftig umstritten. „Mittlerweile mehren sich die Kommunen, die angesichts des ungebremsten Flüchtlingszustroms und des nahenden Winters zunehmend auch ihre Turnhallen für die Flüchtlingsunterbringung zur Verfügung stellen müssen, wenn es keine anderen geeigneten Unterbringungsmöglichkeiten mehr gibt“, sagte der Geschäftsführer des Sächsischen Städte- und Gemeindetages Mischa Woitschek. Bei den vom Innenministerium angekündigten 3000 Flüchtlingen, die jede Woche im Freistaat verteilt werden müssten, gebe es kaum noch eine kurzfristige Alternative. „Bis wann die Turnhallen genutzt werden, wird nicht zuletzt davon abhängen, ob es gelingt, den massiven Flüchtlingszustrom zu begrenzen“, so Woitschek.

 

Laut Landesdirektion sind derzeit rund 2400 Flüchtlinge zur Erstaufnahme in Turnhallen untergebracht, darunter in Dresden und Leipzig. Dabei handelt es sich vor allem um Hallen an Universitäten und Hochschulen. Zum Teil sind aber auch schon Schulsporthallen mit Flüchtlingen belegt, beispielsweise in Pirna.

 

Innenminister Markus Ulbig (CDU) sieht die Sporthallennutzung als letzte mögliche Lösung. Wo das unumgänglich sei, werde er sich auch als Sportminister, dafür einsetzen, „dass die Hallen möglichst schnell und in einem ordentlichen Zustand an Schulen und Vereine zurückgegeben werden“, so Ulbig.

 

Der Landeselternrat rief dazu auf, nach Alternativen zur dezentralen Unterbringung in Turnhallen zu suchen. Ohne die Möglichkeit, gemeinsam Sport zu treiben, werde nicht nur das Vereins- und Schulleben erschwert. „Mit dem Wegfall der Sportstättennutzung fehlt auch eine wichtige Integrationsmöglichkeit“, warnte der Vorsitzende Peter Lorenz.

 

Auch Friedrich Roderfeld vom Landesschülerrat sieht Turnhallen-Notunterkünfte als „suboptimale Lösung, die möglichst vermieden werden sollte“. Gleichzeitig rief der Vorsitzende dazu auf, „angesichts der großen Aufgabe Menschlichkeit walten zu lassen“. Notfalls müsse Schulsport unterbrochen oder räumlich eingeschränkt werden, um Zuwandererfamilien vor Winter und Frost zu schützen, so der Dresdener Gymnasiast.