Stadt Leipzig baut die ersten Zelte für Flüchtlinge am Deutschen Platz

Erstveröffentlicht: 
27.11.2015
Die Einrichtung kann bis zu 570 Asylbewerber aufnehmen – sie ist damit die größte kommunale Unterkunft
VON ROBERT NöSSLER

 

Leipzig. Das Grundgerüst steht bereits: Am Deutschen Platz lässt die Stadt Leipzig erstmals winterfeste Zelte zur Unterbringung von Asylbewerbern errichten. Auf einem ehemaligen Parkplatz gegenüber der Deutschen Nationalbibliothek (DNB) im Zentrum-Südost entstehe eine Notunterkunft für bis zu 570 Flüchtlinge, sagte Sozialamtsleiterin Martina Kador-Probst am Donnerstag gegenüber LVZ.de. Die ersten Asylsuchenden sollen dort noch vor Weihnachten einziehen. Es gibt bereits winterfeste Zelte in Leipzig – etwa in Mockau; im Bau ist ein weiterer Standort an der Braunstraße in Schönefeld. Diese Zelte sind allerdings Erstaufnahmeeinrichtungen des Freistaats.

 

Die Zelte neben der Alten Messe sind für eine Nutzung von bis zu zwei Jahren ausgelegt. Sie seien beheizbar und würden in Leichtbau errichtet, ähnlich wie auf der Neuen Messe, erklärte Kador-Probst. „Wie viele letztlich entstehen, dazu befinden wir uns noch in Abstimmungen“, so die Sozialamts-Leiterin. Dabei gehe es auch um Details wie Zusatzflächen für Bewachung und Catering. Wer die Unterkunft betreibt, ist noch nicht geklärt. „Das Vergabeverfahren dazu läuft noch“, so Kador-Probst.

 

Mit 570 Plätzen wäre der Zeltstandort zwischen Semmelweisstraße, Zwickauer Straße und Straße des 18. Oktober die größte kommunale Asylunterkunft in Leipzig. Kador-Probst sprach von einer „Notlösung“, die dem anhaltenden Flüchtlingsstrom und auch der derzeit schweren Beschaffbarkeit von Containern geschuldet sei. „Die Leute würden sonst auf der Straße stehen.“

 

Zwischen 290 und 350 Flüchtlinge seien der Stadt zuletzt wöchentlich vom Freistaat zugewiesen worden. Derzeit leben rund 4200 Asylbewerber in den Einrichtungen der Kommune, der zuletzt in Betrieb genommene Brühlpelz-Block in der Innenstadt ist mit 460 von 510 Plätzen bereits nahezu ausgelastet. Die Erstaufnahmeeinrichtungen des Freistaats, wie die Ernst-Grube-Halle oder die Neue Messe, sind hierbei noch nicht hinzugerechnet.

 

Die LVZ hatte bereits Ende Oktober exklusiv berichtet, dass die Stadt winterfeste Zelte kaufen wird. „Wenn uns neben den Einrichtungen des Freistaats, die in Leipzig ja auch verkraftet werden müssen, demnächst jede Woche bis zu 600 Menschen zugewiesen werden, dann ist das eine enorme Kraftanstrengung. Das bedeutet dann auch für die Stadt: Es kommen große Einrichtungen, Containerlösungen und auch beheizbare, winterfeste Zelte“, erklärte Oberbürgermeister Burkhard Jung (SPD) kurz darauf im LVZ-Interview. Er betonte jedoch auch: „Das ist nicht der Integrationsweg, den ich mir unter normalen Bedingungen vorstelle.“

 

Da es sich bei dem Parkplatz um eine Fläche der Stadt handele, sei eine kurzfristige Nutzung möglich gewesen, sagte Kador-Probst. In direkter Nachbarschaft befinden sich neben der DNB unter anderem die Bio-City und das Max-Planck-Institut. Die Unternehmen und Institutionen seien vorab informiert worden, betonte sie. Das Sozialamt wollte auf Nachfrage von LVZ.de nicht ausschließen, dass noch weitere Zeltstandorte in Leipzig entstehen. „Das kann sein. Allerdings nicht mehr in diesem Jahr“, so Kador-Probst.