Haben andere Studenten die Landsmannschaft Neoborussia in der Nacht auf den 1. November überfallen? Die Polizei hält das inzwischen für möglich - und schließt einen linksautonomen Hintergrund weitestgehend aus:
Beinahe einen Monat ist es nun her, dass rund 25 Unbekannte das Haus der Landsmannschaft Neoborussia in der Hansastraße 6 überfielen und mehrere Studenten schwer verletzten. Wer die Täter sind, ist bis heute unklar - die Polizei konnte nur wenige Erkenntnisse sammeln. 
"Wir
 ermitteln weiter gegen unbekannt", sagt Polizeispressesprecherin Laura 
Riske am Donnerstagnachmittag. "Bislang haben wir vor allem Zeugen 
vernommen". Aus den Vernehmungen ließen sich nun Einzelheiten zur Tat 
ableiten. So sei es tatsächlich zu einem Schlag mit einem Bierkrug 
gekommen, außerdem hätten die Angreifer Gläser und Flaschen nach den 
Verbindungsstudenten geworfen und zudem versucht, das Objekt zu stürmen.
Linksmotivierter Angriff kann "weitestgehend ausgeschlossen werden"
Konkrete Hinweise auf die Täter seien jedoch auch aus den 
Zeugenvernehmungen kaum hervor gegangen. Mit einer Ausnahme: "Einen 
politisch motivierten Angriff können wir weitestgehend ausschließen", so
 Riske. Konkret: Anders, als zuvor vor allem Facebook-User vermuteten, 
geht die Polizei nicht von einem Angriff aus der linken Szene aus.
 "Weder wurde bei der Tat dieses Motiv in irgendeiner Weise geäußert, 
noch lassen die äußeren Merkmale der Angreifer auf einen linken 
Hintergrund schliessen", sagt Riske. So wären die Angreifer 
beispielsweise kaum vermummt gewesen, mit Ausnahme von einigen wenigen, 
die sich eilig Schals oder Tücher umgebunden hätten. 
Die Polizei
 ermittelt daher nun vor allem in der "normalen Studentenschaft", in 
diese Richtung hätten die Vernehmungen gedeutet. Als "ganz normale 
Studenten" bezeichnete bereits Verbindungsstudent Jan Wohlfahrt von der 
Neoborussia Freiburg die Angreifer auf fudder.de - vor einem Monat. In 
Betracht kämen laut Polizeipressetstelle auch andere Verbindungen: "Wir 
können das zum momentanen Zeitpunkt nicht ausschließen", so Riske. 
Was war passiert?
Vor einem Monat, am 1. November 2015, traf sich das "Silberkartell", eine Unterorganisation des aus farbentragenden und pflichtschlagenden akademischen
 Landsmannschaften und Turnerschaften bestehenden Coburger Convents bei 
der zugehörigen Landsmannschaft Neoborussia Freiburg in der Hansastraße 
in Herdern. Während der Veranstaltung klingelte es an der Tür, zwei 
Mädchen baten mit einer Flasche Sekt um Einlass. 
Das stellte 
sich als Trick heraus: Aus dem Gebüsch drängten plötzlich 25 Angreifer 
auf die Tür zu, im Eingangsbereich kam es zu heftigen Rangeleien und 
Schlägen. Die Angreifer erbeuteten mehrere Mützen und Bänder, warfen mit
 Flaschen und verletzten zwei Studenten. Am Ende konnten sie fliehen.
Besonders
 auf Facebook vermuteten Kommentatoren sehr schnell einen linken 
Hintergrund. Linke Gruppen stehen immer wieder in Konflikt zu eher konservativen Studentenverbindungen, zuletzt kam es Ende Oktober in Mainz zu einem Überfall linker Aktivisten auf eine Verbindung.
