Dresden / Plauen - Der gebürtige Plauener Michael Oheim ist der Gründer der Aktion "Wir sind Deutschland" (WsD), die seit vergangenem August immer sonntags im Vogtlandkreis Tausende versammelt.
Am Sonntag, den 29. November, wird die Initiative erstmals in Dresden auf dem Theaterplatz demonstrieren. Quasi eine Konkurrenz zur Dresdner PEGIDA. Doch was unterscheidet die beiden Bewegungen?
"Angefangen hat es mit einer Facebook-Gruppe. Ich war ärgerlich über die politische Situation und die mediale Berichterstattung“, erklärte Oheim.
Dazu gehöre nicht nur das Thema Flüchtlinge, auch wenn es einen Schwerpunkt bilde. "Die unfairen Meldungen über Russland, die Waffenexporte und dass die USA Atomwaffen in Deutschland stationieren“, zählt er weitere Punkte auf, die ihn und die anderen bewegten.
Das alles findet sich auch bei der fremden- und islamfeindlichen PEGIDA, die immer montags durch Dresden läuft. Doch mit denen will Oheim nichts zu tun haben.
- Wir betrachten uns als Alternative zu PEGIDA und wollen nicht an der Politik vorbei demonstrieren, sondern gemeinsam an Veränderungen arbeiten“, erklärt er.
- Plakate und Fahnen sind bei den Demonstrationen in Plauen unerwünscht. In die rechte Ecke will man sich nicht drängen lassen.
- Damit auch am Mikrofon nichts schiefgeht, müssen Redner ihre Manuskripte vorher einreichen.
- „Wir wollen die Regierung nicht stürzen, aber es gibt im Moment keine Partei, die man wählen könnte“, sagt Oheim. Mehr Menschlichkeit, mehr Transparenz und einen direkten Kontakt zu den Vertretern des Volkes – das sieht er als Gegenmittel zu einer grassierenden Politikverdrossenheit.
- Ziel von "Wir sind Deutschland" ist es, bald bei Wahlen anzutreten, um Einfluss auf die Politik zu nehmen.
Plauens Oberbürgermeister Ralf Oberdorfer (55, FDP) spricht von einer guten Zusammenarbeit mit WsD. „Die Demonstrationen bilden den Durchschnitt der Bürger und der Region ab und heben sich qualitativ von anderen Städten ab“, sagt der Liberale. Er selbst habe einige Veranstaltungen besucht.
In welche Richtung sich WsD entwickelt, ist nach Ansicht des Politikwissenschaftlers Hendrik Träger (34) zum jetzigen Zeitpunkt nur schwer einzuschätzen. „Im Moment wirken sie weniger aggressiv als Pegida.“ Zum Teil erinnere ihn die Stimmung in Plauen an den Wendeherbst 1989.
Die Organisatoren müssten mit den politischen Vertretern gemeinsam nach Lösungen suchen. „Dadurch können sie sich von den bloßen Unmutsbekundungen bei Pegida abgrenzen. Denn davon brauchen wir keinen weiteren Ableger“, sagt Träger.
Das WsD-Konzept könne dagegen auch in anderen Städten funktionieren. Anfragen aus Zwickau, Bautzen oder Frankfurt am Main gibt es laut Oheim schon – und täglich kämen neue aus anderen Städten hinzu.
Er hofft auf die Demonstrationsfreudigkeit der PEGIDA-Bewegten. Zwar distanziere man sich davon grundsätzlich, „aber nicht von den Bürgern, die berechtigte Forderungen formulieren und mangels Alternativen diese Aufmärsche unterstützt haben“.