Initiative gegen Nutzung von Schulen als Asylunterkunft
VON JüRGEN KOCHINKE
 dresden. Die Alternative für Deutschland
 (AfD) versucht weiter aus den Anti-Asyl- und Pegida-Protesten 
politischen Profit herauszuschlagen. Gestern startete der Landesverband 
eine Unterschriftenaktion mit dem Titel "Bildung erhalten, Schulen sind 
keine Asylheime". Ziel ist ein Volksantrag, der genau eine solche 
Nutzung verhindern soll. "Das ist ein Thema, das vielen auf der Seele 
brennt", sagte Landesvorstandsmitglied Jörg Urban gestern zu Begründung 
des Antrags. Er sei zuversichtlich, dass zumindest dieser erste Schritt 
gelingen werde.
  Das war eine Anspielung von Urban auf das relativ 
komplizierte Verfahren im Falle von Initiativen zur direkten Demokratie.
 Ein Volksantrag als erste Hürde benötigt in Sachsen 40000 
Unterschriften, um überhaupt gültig zu sein. Laut AfD dürfte das aber zu
 schaffen sein, mehr oder weniger locker. Danach geht der Antrag in den 
Landtag, der ihm zustimmen muss. Tut das Landesparlament dies aber 
nicht, greift die zweite Stufe. Dabei handelt es sich um das sogenannte 
Volksbegehren, das allerdings als nahezu chancenlos gilt. Grund: Hier 
liegt die Latte außerordentlich hoch - bei   450000 Unterschriften.
 
Die AfD will den Versuch dennoch starten, und hofft dabei auf kräftigen 
Rückenwind durch die allgemeine Stimmung im Land. Die Unterbringung von 
Flüchtlingen in Schulgebäuden sei ein "massiver Eingriff", heißt es in 
dem gestern vorgestellten Antrag. "Der angeblich leichteste Weg geht 
hier zu Lasten unserer Schulkinder." Der Dresdner AfD-Kreischef Jürgen 
Schulz meinte, Auslöser für die Initiative seien die Zustände in der 
Landeshauptstadt gewesen. Dort, betonte er, seien "vier Objekte" 
betroffen, die landesweite Zahl schätzte er auf "ein gutes Dutzend". 
Genauere Werte konnten weder er noch der Landesvorstand gestern nicht 
liefern.
 Das Kultusministerium widersprach umgehend. "Derzeit wird 
keine Schulsporthalle als Asylunterkunft genutzt", sagte Sprecherin 
Susann Meerheim gestern. Bei den vier Objekten in Dresden handele es 
sich in zwei Fällen um reine Sporthallen ohne Schulsport; eine dritte 
sei zwar derzeit noch von 40 Asylbewerbern belegt, werde aber in den 
nächsten Tagen - also noch vor dem Ende der Schulferien - komplett frei.
 Und bei der vierten Halle handele es sich ebenfalls um keine 
Schulsporthalle, sondern um eine für Vereinssport, die allerdings von 
Gymnasiasten genutzt worden sei. Deren Sportunterricht finde jetzt in 
einer anderen Halle statt.
 Da im Moment beim Thema viel in Bewegung 
ist, kann sich das alles aber auch schnell wieder ändern. Darauf hat 
auch die AfD verwiesen und ihren Volksantrag noch mit einer zweiten 
Initiative gewürzt. So will die Landtagsfraktion einen Antrag mit 
gleichem Tenor bis Ende des Jahres parallel auch ins Landesparlament 
einbringen. Dort haben Anträge der Opposition zwar in der Regel keine 
Chance, in diesem Fall aber, spekuliert die AfD, könnte das ja mal 
anders sein.
