Unionsfraktionschef peilt Kooperation mit Bayern an / Obergrenzen für Flüchtlinge gefordert
VON JüRGEN KOCHINKE
 Dresden. Die sächsische Union plant in 
der Asylkrise eine Kooperation mit der bayerischen CSU. "Beim Thema gibt
 es große Übereinstimmung zwischen den Forderungen von uns und dem, was 
die CSU will", sagte CDU-Fraktionschef Frank Kupfer gestern der 
Leipziger Volkszeitung. "Uns eint die Überzeugung, dass die gestern vom 
Bundestag beschlossene Asylverschärfung leider noch nicht das Ende sein 
kann." Denkbar sei eine gemeinsame Bundesratsinitiative für ein 
Integrationsgesetz. "Hier könnten Sachsen und Bayern zusammenarbeiten", 
so Kupfer.
 Anfang der Woche war Kupfer zusammen mit dem 
CDU-Innenpolitiker Christian Hartmann zu ersten konkreten Gesprächen 
beim Vorsitzenden der CSU-Landtagsfraktion, Thomas Kreuzer, in München. 
Nun sollen weitere Gespräche auf Arbeitsebene folgen, und nicht zufällig
 kommt Regierungschef Horst Seehofer (CSU) als Gastredner zum 
CDU-Landesparteitag Mitte November. "Wir sind auf derselben Linie", 
sagte Kupfer. Nach seiner Ansicht sollten dringend Anreize gekappt 
werden, um die Zahl der Flüchtlinge zu begrenzen. "Wir müssen schnell 
einen Riegel finden, der diesen unbegrenzten und unkontrollierten 
Zustrom nach Deutschland eindämmt."
 Das aber ist laut Kupfer nur 
europäisch zu lösen. "Wir benötigen eine europäische Grenzpolizei, was 
bedeutet, dass zum Beispiel die EU-Außengrenze in Spanien auch von 
Schweden und Deutschen bewacht wird." Dabei muss nach Ansicht von Kupfer
 und Hartmann eine solche Grenzpolizei mit entsprechenden Kompetenzen 
ausgestattet sein. "Sie muss in der Lage sein, die Grenze auch wirklich 
dichtzumachen", so der sächsische CDU-Fraktionschef.
 Angesichts 
rapide steigender Zahlen dürfe auch eine Debatte um Obergrenzen für 
Flüchtlinge kein Tabuthema sein. "Mit Blick auf die Entwicklung der 
vergangenen Wochen und unsere eigene Gesellschaft werden wir Prioritäten
 und Obergrenzen definieren müssen, so schwer uns das auch fällt", sagte
 Hartmann. "Und dann werden wir alle gemeinsam auch die Verantwortung 
tragen müssen, Bilder auszuhalten, die wir möglicherweise nicht wollen."
 Das betreffe nicht nur Zugangsbeschränkungen in die EU, sondern auch 
mögliche Auseinandersetzungen zwischen Flüchtlingen und der 
Grenzpolizei.  Unumstritten ist dabei für Kupfer wie Hartmann eine 
besondere Gruppe von Flüchtlingen. "Bei politisch oder religiös 
Verfolgten wollen wir keine Obergrenze, und außerdem ist dies laut 
Grundgesetz nicht möglich", sagte Kupfer. "Bei Bürgerkriegsflüchtlingen 
aber geht das sehr wohl." Damit wären zum Beispiel Syrer, die eine der 
ganz großen Gruppen stellen, bei ihrem Anspruch auf Asyl in Deutschland 
arg beschränkt.
  Trotz der Kooperation mit der CSU verstehen beide, 
sowohl Kupfer als auch Hartmann, ihre Initiative nicht als 
Frontalangriff auf Kanzlerin Angela Merkel (CDU), die mit ihrem Satz 
"Wir schaffen das" heftig in der Kritik steht. Das Ziel   ist vielmehr 
eine Art Kurskorrektur. In der Öffentlichkeit, so der Tenor, betone 
Merkel derzeit eher die Flüchtlingshilfe. "Mit der CSU teilen wir den 
Wunsch, dabei auch auf die Problemlagen hinzuweisen", sagte Hartmann. 
Und Kupfer meinte: "Mit den Bayern wollen wir Druck aufbauen, damit dies
 nicht übersehen wird."
