Veranstaltungen zum 9. November kollidieren mit Aufmarsch der Rechtspopulisten
VON KLAUS STAEUBERT
 Leipzig. Die Leipziger Ordnungsbehörde steht vor einer Entscheidung von hohem Symbolwert. 
 Seit Monaten versucht Legida mit ihren allmontäglichen Aufmärschen der 
Stadt einen Takt vorzugeben. Hält das Rechtsbündnis an dieser Strategie 
fest, wird es auch am 9. November über den westlichen Innenstadt-Ring 
ziehen. Doch an diesem Tag erinnert Leipzig traditionell an die 
Pogramnacht 1938, die den Beginn des Ausrottungsfeldzugs der Nazis gegen
 die Juden markiert.
 An diesem Tag werden Freiwillige überall in 
Leipzig Stolpersteine putzen, jene in Gehwege eingelassene 
Messingplatten, die mittlerweile an 139 Orten in der Stadt an jüdische 
Opfer des Nationalsozialismus erinnern. Es werden Mahnwachen an den 
Stolpersteinen abgehalten und die Biografien derer verlesen, die von den
 Nazis vertrieben, in Konzentrationslager verschleppt und ermordet 
wurden. Für den Abend sind Gedenkveranstaltungen am westlichen Ring 
geplant, genau dort, wo Legida Montag für Montag seine 
"Abendspaziergänge" zelebriert.
 "Unser Weg würde zweimal die Route 
von Legida kreuzen", sagt Frank Kimmerle vom Verein Erich-Zeigner-Haus. 
"Erstmals, wenn wir vom Friedensgebet in der Nikolaikirche zur jüdischen
 Gedenkstätte in der Gottschedstraße gehen, wo um 18.30 Uhr eine 
Gedenkfeier beginnt. Und dann noch einmal auf dem Weg zur 
Abschlussveranstaltung in der Thomaskirche." Es gebe wohl Überlegungen 
im Rathaus, berichtet er, die Teilnehmer des Pogromnacht-Gedenkens um 
die von der Polizei abgeriegelte Legida-Strecke bis zum Neuen Rathaus 
und von dort auf der anderen Seite des Ringes zur Gottschedstraße 
herumzuführen. "Wir wären dann gezwungen, an der Demo-Route dieser 
Rassisten entlang zu laufen", beschreibt Kimmerle das drohende Szenario 
und schüttelt den Kopf. "Das wäre doch pervers", sagt er, "das werden 
wir nicht zulassen." Es dürfe nicht geschehen, dass Legida-Anhänger ihre
 rechte Propaganda keine 50 Meter ausgerechnet von dem Ort entfernt 
verbreiten, wo am Tag genau vor 77 Jahren die Große Synagoge in Flammen 
stand.
 Eine Entscheidung darüber, heißt es im Umfeld von Ordnungsbürgermeister Heiko Rosenthal (Die Linke), liege noch nicht vor. 
  Wer sich an der Stolperstein-Aktion am  9. November noch beteiligen 
möchte, findet Informationen darüber im Internet unter 
www.stolpersteine-leipzig.de.
