Grünen-Chef Cem Özdemir, der am Montag an einer Anti-Legida-Kundgebung und einer Parteiveranstaltung in Leipzig teilgenommen hatte, wurde am Hauptbahnhof von einer Legida-Gruppe angegriffen. Die LVZ sprach mit ihm.
  Sie sind am Montag in einen Legida-Pulk geraten, was haben Sie dort erlebt?
 
  Cem Özdemir:   Einige haben gepöbelt, andere haben mir alle möglichen 
Verwünschungen zugerufen. Einige sind mir auch hinterher gelaufen. 
Außerdem hat eine Frau die ganze Zeit ihre Kamera auf mich gerichtet. 
Ein anderer aus der Gruppe hat versucht, mich verbal und körperlich zu 
bedrängen. Ich habe mich nicht irritieren lassen und bin ganz normal 
weitergelaufen. Zwei Polizisten haben mich dann bis zum Gleis begleitet.
 Legida hätte sonst wahrscheinlich keine Ruhe gegeben. Bemerkenswert 
war, dass es danach gleich einen Tweet von der NPD gab, da weiß man, wo 
die Leute herkamen.
 Sie haben erstmals einen Legidamontag in Leipzig erlebt. Welche Eindrücke haben Sie gewonnen?
 
 Man bekommt mit, dass Legida die Stadt massiv belastet. Das ist eine 
wahnsinnige Herausforderung für die Kommune, die Polizei und den 
Verkehr. Eine großes Kompliment für die Leute, die sich regelmäßig 
dagegen versammeln. Natürlich geht es auch darum, nicht zuzulassen, dass
 Legida die Stadt und die Debatte dominiert.
 Viele Menschen sind auch in Leipzig durch die Flüchtlinge verunsichert, einige haben auch Angst. Was raten Sie ihnen?
 
 Verunsicherung, Sorgen, Angst, das ist alles nichts Unanständiges. Das 
ist völlig normal. Wir als Politiker müssen geduldig zuhören und zur 
Diskussion bereitstehen. Die Wasserscheide ist allerdings, wo es sich 
offensichtlich um Menschenfeindlichkeit handelt und Gruppen zum Abschuss
 freigegeben werden. Die Leute, die ich am Bahnhof gesehen habe, hatten 
mit besorgten Bürgern nichts zu tun. Das sind Menschen, die stehen 
außerhalb unseres demokratischen Verfassungskonsenses.
 Interview: Matthias Roth
