Linke kritisiert: Beamte an der Belastungsgrenze
Von Andreas Debski
 Dresden. Weil viele Polizeibeamte ihre Überstunden aufgrund der hohen 
Arbeitsbelastung nicht mehr abfeiern können, wird der Freistaat die 
Mehrarbeit erstmals bezahlen. "Ein  Freizeitausgleich ist in diesem Jahr
 nicht zu schaffen", sagte Innenminister Markus Ulbig (CDU) gestern in 
Dresden, "deshalb können die Beamten ihre Überstunden auch vergütet 
bekommen." Hintergrund sind die gestiegenen Einsatzzeiten unter anderem 
zur Absicherung von Demonstrationen und Fußballspielen sowie 
Flüchtlingsunterkünften. Insbesondere die Belastung der 
Bereitschaftspolizei sei "nicht mit den Vorjahren vergleichbar", so 
Ulbig. 
 Eine Kleine Anfrage des Linken-Innenexperten Enrico Stange im 
Landesparlament hat ergeben, dass vor allem bei den 
Bereitschaftspolizisten die Arbeitszeiten deutlich gestiegen sind. 
"Daran sind aber nicht die Demonstrationen oder die Vielzahl von 
Veranstaltungen schuld - die Urasche liegt im Personalabbau", erklärte 
Stange. Laut Innenministerium hatten sächsische Polizisten zum 
Jahresanfang 74000 Überstunden angesammelt, als Übertrag von 2014. 
Inzwischen sind es 93000, die jeweils mit 15 bis 18 Euro vergütet werden
 sollen. "Eine Bezahlung der Mehrarbeit löst das Problem nicht, sondern 
kann nur eine Ausnahme sein. Viele der Bereitschaftsbeamten kommen gar 
nicht mehr aus den Stiefeln, werden aus dem Urlaub geholt, haben 
überhaupt kein Wochenende - kurz, es gibt keine Erholungsphasen mehr", 
sagte der Linken-Innenexperte, "diese Entwicklung ist höchst 
gefährlich."
Um den Arbeitsdruck der Polizisten zu reduzieren, hatte der 
Innenminister zuletzt die Installation einer etwa 550 Mann starken 
Wachpolizei angekündigt. Diese sei eine "Übergangslösung", stellte Ulbig
 gestern klar. Zudem habe er die Polizeipräsidenten gebeten, ihre 
"Aktivitäten zu verstärken", um potenzielle Ruheständler zu einer  
Dienstzeitverlängerung zu bewegen. Stange hielt dem entgegen, dass nur 
die deutliche Erhöhung der Neueinstellungen eine echte Entlastung 
bringen könne.
