Mit skurrilen Äußerungen sorgt CDU-Neuabgeordnete Kuge immer mal wieder für Aufsehen
Von Jürgen Kochinke
 Dresden. Gerade mal ein Jahr sitzt sie jetzt als Abgeordnete für
 die CDU im sächsischen Landtag, zu einiger Bekanntheit hat sie es 
trotzdem schon gebracht. Es geht um Daniela Kuge, eine 40-Jährige aus 
Meißen. Die ist die einzige Frau unter den zwölf Neuparlamentariern der 
Union, gilt intern als "einsatzbereit" und "stets bemüht". Für den einen
 oder anderen Aufreger aber ist sie trotzdem allemal gut, Stirnrunzeln 
in der CDU inklusive. Das liegt nicht zuletzt daran, dass Kuge nur allzu
 gern in den sogenannten sozialen Netzwerken unterwegs ist. Emsig 
kommentiert sie, platziert Querverweise oft zum Streitthema Asyl - und 
lässt dabei kaum einen Fettnapf aus.
 "Vielleicht auch etwas naiv"
 Das erste Mal fiel die Neuabgeordnete durch eine beiläufige Bemerkung 
im Netz auf. "Es ist kein Asylheim", schrieb sie via Facebook. "Dort 
sind Wohnungen für Asylbewerber geplant... So viel Taktgefühl sollte die
 Presse schon an den Tag legen und nicht noch Stimmung machen." Das war 
Ende Juni, kurz nachdem in Meißen ein Brandanschlag auf ein geplantes 
Asylbewerber-Heim verübt worden war. Warum Kuge sich zu dieser bizarren 
Verrenkung hat hinreißen lassen, die sie sofort wieder löschte, bleibt 
ihr Geheimnis. Denn klar ist: Anschlag bleibt Anschlag, und eine 
Flüchtlingsunterkunft ist es auch - auch wenn sich zum Tatzeitpunkt noch
 kein Asylbewerber darin befunden hatte.
Entsprechend rieben sich nicht wenige im politischen Dresden die Augen, 
zumal in Meißen schon seit Monaten die "Initiative Heimatschutz" gegen 
Flüchtlinge mobil macht. Wirklich in die Bredouille geriet Kuge damit 
aber noch nicht. "Sie ist halt neu im Geschäft", hieß es aus der CDU, 
"ein bisschen unbedacht vielleicht und auch etwas naiv". Dabei hätte es 
auch bleiben können, wäre Kuge nicht weiter ungefiltert im Netz aktiv. 
So kam es, wie es kommen musste: ein neuer Fauxpas, überaus peinlich und
 hart am Rande zur Dorfburleske.
Ausgangspunkt war mal wieder ein Kommentar via Facebook. "Linke fordern 
Vergewaltigung von deutschen Frauen", war darauf zu lesen, "für die 
Vernichtung rein-deutschen Erbgutes." Das Ganze stammte von einer 
Internetseite eines dubiosen Widerstandsnetzwerks mit zuweilen erkennbar
 antisemitischer Note - Rechtsaußen also. An Kuge aber scheint das alles
 vorbeigegangen zu sein. Sie stellte das Plakat flugs ins Netz, versehen
 mit einem eigenen Kommentar - um es umgehend wieder zu löschen.
Das ist überhaupt ein Verfahren, dass Kuge gern anwendet. Erst 
kommentiert sie mal kurz; fällt ihr aber später auf, dass das vielleicht
 dann doch keine allzu gute Idee gewesen sein mag, nimmt sie es aus 
ihrer Seite wieder heraus. Dabei übersieht sie allerdings eine 
Kleinigkeit: Das Netz vergisst nie, und so kursieren ihre skurrilen 
Eskapaden dort munter weiter.
 Zwergen-Aufstand fällt aus
 Das gilt auch für den neuesten Aufschlag der gelernten 
pharmazeutisch-technischen Assistentin auf dem verminten Feld der 
Landespolitik. Dabei handelt es sich diesmal gleich um einen 
Doppelschlag, wieder per Facebook und auch in einem Interview mit dem 
Sender Radio Dresden Mitte vergangener Woche. Originalton Kuge: "Ich 
probe jetzt den Aufstand in der CDU-Fraktion." Bezogen war das auf die 
Meldung, dass Hunderte Flüchtlinge in den ehemaligen Supermarkt im 
1800-Einwohner-Ort Niederau nordöstlich von Meißen einziehen sollen - 
für Kuge allemal zu viel. Entsprechend forderte sie die Bürger zum 
Widerstand auf, gewaltlos, aber immerhin.
Das ist ein außergewöhnlicher Schritt, schließlich stellt sich Kuge 
damit offen gegen Innenminister Markus Ulbig (CDU), der dafür 
verantwortlich ist. Darüber hinaus sitzt sie nicht nur mit diesem, 
sondern auch mit Regierungschef Stanislaw Tillich (CDU) in der Fraktion.
 Wenn jemand interne Möglichkeiten zu kritischen Hinweisen hat, dann 
sie. Kuge aber geht einen anderen Weg: erstmal an die Öffentlichkeit. In
 der nächsten Fraktionssitzung einen Tag später aber zog sie es - Thema 
"Aufstand in der CDU-Fraktion" - nach Teilnehmeraussagen vor, gar nichts
 zum Thema zu sagen.
"Zwergen-Aufstand ist ausgefallen", lästerten Christdemokraten im 
Anschluss. Dabei war das Kind aber schon reichlich tief in den Brunnen 
gefallen. Denn diesmal erzielte die Meißenerin nicht nur kritische 
Treffer in den üblichen links-liberalen Netzwerken, sondern auch mehrere
 sächsische Zeitungen wurden aufmerksam. Und prompt reagierte die CDU. 
"Ein Hilferuf" sei das gewesen, kommentierten Fraktionschef Frank Kupfer
 und Innenpolitiker Christian Hartmann unisono. Kuges Wahlkreis habe mit
 der mittlerweile vierten Erstaufnahmeeinrichtung die Belastungsgrenze 
erreicht. Kupfer allerdings stellte auch klar, wie er Kuges Auftritt 
findet: reichlich unglücklich.
